Bei der kongenitalen stationären Nachtblindheit (CSNB) handelt es sich um eine klinischund genetisch heterogene Erkrankung, die durch eine seit Geburt vorhandene nichtprogres-siveNachtblindheit und verminderte Sehschärfe gekennzeichnet ist. Bei der x–gekoppeltenForm (xlCSNB) sind zudem ein Nystagmus sowie Strabismus bei normalem Augenhinter-grundbeschrieben. Aus elektrophysiologischer und psychophysischer Sicht lassen sich da-beizwei Varianten unterscheiden. Eine Form, bei der keine Stäbchenfunktion mehrnachweisbar ist (CSNB1, komplette CSNB) sowie eine Form, bei der noch eine Reststäb-chenfunktionerhalten ist (CSNB2, inkomplette CSNB). Der Genort für die inkompletteForm war vor Beginn dieser Arbeit zwischen die Marker DXS722 und DXS255 aufXp11.23 gekoppelt worden. Im Rahmen eines Projektes von Arbeitsgruppen aus Münchenund Jena konnten in dieser Region zahlreiche neue Gene identifiziert werden, u. a. dasCACNA1F-Gen.CACNA1F liegt auf den Cosmiden PO37 und MO111 und besteht aus 48 Exons mit einercodierenden Sequenz von 5901 Nukleotiden. Diese codieren für ein Protein von 1966Aminsäuren Länge und einem Molekulargewicht von 219,5 kDa. Mit der Northern-BlotHybridisierung ließ sich ausschließlich in retinalem Gewebe eine Bande nachweisen. Ver-gleichendeSequenzanalysen bestätigten die Annahme, dass CACNA1F für eine neue a 1-Untereinheiteines transvers-tubulären, spannungsabhängigen, Dihydropyridin-sensitivenCa 2+ -Kanals vom L-Typ codiert. Aufgrund dieser Homologien und im Hinblick auf dieTatsache, dass als Pathogenese der CSNB2 eine fehlerhafte Neurotransmission vermutetwurde, wurde CACNA1F als Kandidatengen für CSNB2 in Betracht gezogen.Ziel dieser Arbeit war es, der Frage nachzugehen, ob es sich bei CACNA1F um das beiCSNB2 mutierte Krankheitsgen handelt und ob sich die vermutete genetische Heterogeni-tätvon CSNB1 und CSNB2 eindeutig bestätigen lässt. Zudem sollte untersucht werden, obes sich bei CSNB2 und der ÅIED-verwandten Form, einer Augenerkrankung, die ausge-prägteklinische und elektrophysiologische Gemeinsamkeiten mit CSNB2 aufweist, um al-lelischeErkrankungen handelt. Die Identifizierung des CACNA1F-Gens erlaubt es zudem,weitere retinale Störungen, die in dieselbe Region kartiert wurden, spezifisch auf Mutatio-nenin diesem Gen zu untersuchen, um eine Allelität auszuschließen bzw. zu bestätigen
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