Raumwahrnehmung und Raumpraktiken des deutschen Militärs im »Kampfraum Stadt« 1939-1942

摘要

Historical spatial theories have rarely been used in operational military history. However, they can offer a fertile approach to provide a theoretical framework in operational history. This article shows the potential use of spatial theories and spatial terms in operational history by analysing urban warfare and its perception in the German army during the Second World War. Taking the battle of Stalingrad as a case study, special emphasis is given to physical and social-organisational spatial concepts.%»Der Kilometer als Maßeinheit wich dem Meter, die Generalstabskarte dem Stadtplan.« Mit diesem Satz beschreibt Hans Doerr in seiner operationsgeschichtlichen Verarbeitung der Schlacht von Stalingrad den veränderten Charakter der Kämpfe in der Stadt ab Mitte September 1942. Aus den weiträumigen Panzeroperationen des Sommers war ein kleinräumig geführter Stadtkampf mit taktischem Charakter geworden. Statt mit blitzartigen tiefen Vorstößen zu operieren, wurde tagelang um Stadtteile, Fabrikkomplexe, sogar um einzelne Häuserblocks gefochten. Vielfach wird in der Geschichtswissenschaft behauptet, dass die Wehrmacht in Stalingrad an ihrer Unkenntnis im Stadtkampf scheiterte. Implizit wird dabei die deutsche Taktik in den mehr als zwei Monate dauernden Kampfhandlungen als statisch beschrieben. Und häufig wird Stalingrad sogar als erster Stadtkampf der Wehrmacht überhaupt bezeichnet. Es handelt sich bei diesen Behauptungen um besonders »zähe Legenden«. Diese hielten sich vor allem wegen der fast monopolartigen Stellung der Memoiren des Oberbefehlshabers der Verteidiger von Stalingrad, Vasilij Cujkov, in der Deutungsgeschichte der deutschen Angriffskämpfe zwischen Mitte September und Mitte November 1942. Damit einher ging eine im Westen unkritisch übernommene Stilisierung des Stalingrader Verteidigungskampfes zu einem Heldenmythos durch die sowjetische Geschichtsschreibung. Eine miserabel ausgerüstete und zahlenmäßig stark unterlegene sowjetische 62. Armee habe unter ihrem willensstarken Befehlshaber Cujkov die Stadt mit Stalins Namen gegen die zahlen- und materialmäßig überlegenen, aber taktisch unfähigen deutschen Verbände verteidigt. Diese seien dabei so lange aufgehalten und so stark abgenutzt worden, dass die Rote Armee zu ihrer erfolgreichen Gegenoffensive übergehen konnte, die mit der Vernichtung der 6. Armee endete.