Von 'Paperclip' zu CoCom. Die Herausbildung einer neuen US-Technologie- und Wissenspolitik in der Frütizeit des Kalten Krieges (1941-1951)

摘要

In the 1940s the production, usage and distribution of technological knowledge became a key focus of the U.S. National Security State. As demonstrated by World War Ⅱ technological know-how was a decisive source of military and economic power and consequently became the basis of the Cold War's security policy. In the following article, I argue that a fundamental reassessment of technology and knowledge transfers across national and systemic borders fueled the development of the ideas and instruments of a security-oriented technology policy and that this policy was in large part shaped by experiences of forced, illegal and uncontrolled exchange of information. I lend support to my thesis by combining three strands of research which are usually analyzed separately but should be conjoined in order to yield a complete picture of the U.S. policy on technology and security of the early Cold War: the imposition of "intellectual reparations" on Germany at the end of World War Ⅱ, the American reaction to Soviet economic espionage in the United States, and the implementation of a U.S. export control regime around 1950. In this context it becomes clear that the CoCom regime of the Cold War emerged from concepts on the control of the spread and exchange of knowledge.%In den 1940er Jahren wurde die Produktion, Nutzung und Verbreitung technischen Wissens zu einem wichtigen Gegenstand der Politik des sich herausbildenden amerikanischen National Security States. Die Erfahrung des Zweiten Weltkrieges, dass technisches Know-how eine entscheidende Ressource militärischer und ökonomischer Macht war, wurde zur Basis der amerikanischen Sicherheitspolitik des Kalten Krieges. Der Aufsatz zeigt, dass zentral für die Entwicklung der Instrumentarien dieses grundlegend neuartigen sicherheits-orientierten Zugriffs auf Technik eine Neubewertung von Technologie- und Wissenstransfers über die nationalen und Systemgrenzen hinweg war. Wie sehr dabei insbesondere erzwungene, illegale und unkontrollierte Transfers die Herausbildung der neuen US-Technologie- und Wissenspolitik vorantrieben, wird anhand von drei eng zusammenhängenden, von der Forschung bisher jedoch isoliert betrachteten Komplexen diskutiert: der Politik „intellektueller Reparationen" in Deutschland am Ende des Zweiten Weltkrieges, der amerikanischen Reaktionen auf die von der Sowjetunion in den USA betriebene Wirtschaftsspionage und der Implementierung der US-Exportkontrollpolitik um 1950. In diesem Kontext wird deutlich, dass das CoCom-Regime des Kalten Krieges aus Konzeptionen der Kontrolle von Wissensströmen heraus entwickelt wurde.