Im Beitrag wird eine Zwischenbilanz bezüglich der Entwicklung der Naturgefahrensituation auf Windwurfflachen in den ersten 20 Jahren nach dem Wintersturm Vivian (1990) gezogen. Diese Zwischenbilanz basiert auf 1) wiederholten Zugversuchen und Langzeitbeobachtungen in der belassenen Windwurfflache Cavorgia/Disen-tis, 2) der Erfassung der Schutzwirkung in 26 Windwurfflachen und 3) im Ereigniskataster StorMe registrierten Daten von Naturgefahrenprozessen auf Windwurfflachen. Die Wirkhohen und die Widerstande der sich mittlerweile stark zersetzenden Stamme in der Windwurfflache Cavorgia/Disentis betrugen 20 Jahre nach dem Sturm nur noch rund 40% der Anfangswerte. An sehr steilen (>45°) und felsigen Stellen haben sich die Stamme teilweise um mehrere Meter hangabwarts bewegt. Die meisten der 26 untersuchten Windwurfflachen erfüllten keines der betrachteten Kriterien für Lawinenschutzwalder. Trotzdem wurden auf Windwurfflachen nur sehr wenige Lawinen- und Steinschlagereignisse registriert. Hingegen weisen die relativ vielen Beobachtungen von flachgründigen Rutschungen wenige Jahre nach dem Windwurf auf ein Zeitfenster mit erhohter Rutschanfalligkeit hin. Unsere Untersuchungen und Beobachtungen deuten darauf hin, dass die erhohte Oberflachenrauig-keit in den ersten Jahren nach dem Sturm gut gegen Lawinen und Steinschlag gewirkt hat. 20 Jahre nach Vivian hat diese Wirkung aber vielerorts stark nachgelassen und dürfte vor allem noch dort für einen verlasslichen Naturgefahrenschutz ausreichen, wodie natürliche Verjüngung bereits weit fortgeschritten ist oder wo zwischen liegen gelassenem Holz zusatzlich gepflanzt wurde. Die Planung von Massnahmen zum Schutz vor Naturgefahren nach Windwürfen muss auf der Ebene der Einzelflache erfolgen.
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