Das Wort "Bewegung" ist für sich schon vieldeutig. Handelt es sich um ein Wort aus dem Bereich der Physik, der Chemie, der Mathematik, der Astronomie, der Musik, der Biologie, der Psychologie, der Soziologie, der Politikwissenschaft, der Historiographie sowie selbstredend der Medizin und der Physiologie? Oder handelt es sich schlicht und einfach um das Wort dafür, dass wir uns als Menschen bewegen? Nur um die letztgenannte Bedeutung soll es hier gehen. Aber auch innerhalb dieser Grenzen ist etwas merkwürdig. "Sich bewegen" ist offenkundig einer der elementarsten Vorg?nge des Lebens überhaupt. Was oder wer sich nicht mehr bewegt, stellt sich oder ist gar tot: "Notre nature est dans le mouvement: le repos entier est la mort" - so bemerkt Blaise Pascal in seinen Pensées (II 129). Die anderen elementaren Notwendigkeiten und F?higkeiten des menschlichen Lebens sind üblicherweise zweisilbige T?tigkeitsw?rter - ohne Vorsilbe und damit direkt und klar: "sehen, h?ren, riechen, schmecken, fühlen" soweit es die fünf Sinne, oder "essen und trinken", soweit es elementare Bedürfnisse des Lebens betrifft. Die W?rter sind transitiv, ben?tigen für ihre Aussage aber nicht unbedingt ein Objekt. Bewegen ist zwar durchaus transitiv: "Ich bewege etwas". Aber als elementare Lebensweise des Menschen ist es reflexiv und mit der Vorsilbe "be-" ausgestattet: "Ich be-wege mich". "Wegen" als Verb gibt es zumindest in unserer Sprache nicht. "Sich bewegen" erfordert also eine Art von Subjekt, das von sich aus t?tig wird und im Sinne eines bedachten Handelns "sich bewegt". "Bewegen" als Substantiv ist so missverst?ndlich, dass wir das sprachlich unsch?ne Wort "Beweg-ung" nutzen - um gleich, wie oben angedeutet, in die Falle zahlloser Bedeutungen zu tappen.
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