Neue Anforderungen an die Trinkwasseraufbereitung durch perfluorierte Verbindungen (PFAS)?

摘要

Aufgrund der hohen Persistenz, der gemischten polaren und unpolaren Eigenschaften sowie des weitverbreiteten Einsatzes stellen per- und polyfluo-rierte Alkylsubstanzen (PFAS) eine große Herausforderung für die Umwelt und insbesondere die Trinkwasserversorgung dar. Mit der Neufassung der europäischen Trinkwasserrichtlinie, die am 12. Januar 2021 in Kraft trat, wurden erstmalig auch Grenzwerte für PFAS festgelegt. Die neuen Regelungen zu PFAS umfassen zwei Optionen, einen Grenzwert für die Summe aus 20 PFAS-Einzelverbin-dungen in Höhe von 100 ng/l (Summe der PFAS) und einen Grenzwert, der über die in PFAS enthaltene Summe von Fluor definiert ist, in Höhe von 500 ng/l (PFAS gesamt). Bereits im September 2020 hatte die europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) neue, deutlich niedrigere tolerierbare wöchentliche Aufnahmemengen (tolerable weekly intake: TWI) für ausgewählte PFAS abgeleitet. Die TWI-Werte geben die wöchentliche Gesamtmenge der Summe von vier PFAS-Verbindungen (PFHxS, PFOS, PFOA, PFNA) an, die bei einer lebenslangen Aufnahme keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen beim Menschen erwarten lassen. Für die Ableitung dieser gesundheitsbezogenen Richtwerte wurde für die Summe aus PFHxS, PFOS, PFOA, PFNA ein TWI-Wert von 4,4 ng/kg KG und Woche abgeleitet. Üblicherweise berechnen sich Trinkwasserleitwerte aus TWI-Werten unter Berücksichtigung einer täglichen Trinkmenge von 2 I, einem Allokationsfaktor von 0,1 und der Annahme eines durchschnittlichen Körpergewichtes von 70 kg. Aus toxikologischer Sicht ergäbe sich daher basierend auf dem aktuellen TWI-Wert der EFSA ein Beurteilungswert im Trinkwasser im einstelligen ng/l-Bereich. Zwischen diesen toxikologisch begründeten Werten und den neuen Grenzwerten der Trinkwasserrichtlinie ergibt sich ein Spannungsfeld, dass die Trinkwasserversorgung in Deutschland unmittelbar trifft und das es zügig aufzulösen gilt.