Geschichte verhandeln

摘要

Unterschiedlichste geografische Verortungen, politische Ausrichtungen und historische Hintergründe legen zunächst nahe, eine Zusammenschau dieser drei Länderbeiträge als konstruierte Angelegenheit vom Tisch zu wischen. Nun gut, da wäre die Zeit des kommunistischen Regimes, das alle drei Länder durchlaufen hatten. Aber darum geht es nicht vorrangig. Das Faszinierende ist die spezifische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und die konträren Fassungen in den jeweiligen Pavillons. Armenien, das dieses Jahr sein 25-jähriges Bestehen als unabhängige Republik feiert, konzentriert sich im Beitrag „Inde-pendent Landscape" mit einer prozesshaften Arbeit - und der dezidierten Ablehnung von historischer Kontextualisierung, wie zu Zeiten der Sowjet-Herrschaft üblich - auf dieses Vierteljahrhundert post-sowjetischer urbaner Entwicklungen: Ein interdisziplinäres Team beforscht während der Laufzeit der Biennale fünf exemplarische Themenfelder (u. a. den „Platz des Volkes" in Yerewan, die ehemalige Kraftwerks-Arbeiter-stadt in Mezamor oder die Formen von „Expandierungen" im Wohnbau) auf ihre Veränderung und auf ihr zukünftiges Entwicklungspotential. Eine Praxis, die viel mit der eigenen (aktivistischen) Arbeit des Kurators Sarhat Petrosyans zu tun hat (der Architekt ist Leiter der multidisziplinären Plattform urbanlab.am in Yerewan). „Der Pavillon wird zeigen, dass an diesem speziellen Tag sowie an jedem Tag menschliche Aktivitäten die Landschaft verändern", so Petrosyan. Er sieht Unabhängigkeit als eine Chance und eine Herausforderung gleichzeitig. „Diese Dualität spiegelt sich in allen Dimensionen des öffentlichen Lebens wieder, die räumliche Manifes- tation davon ist die Änderung der Landschaft", so liest man auf der Webpage zum armenischen Beitrag - ein wesentliches Tool der Ausstellung, denn die Ergebnisse der laufenden Forschungen werden kontinuierlich auf die Webpage geladen und direkt in die Ausstellung nach Venedig überspielt.