Unmenschliche Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit, vergiftete Flüsse und nicht zuletzt der Einsturz der Textil-fabrik Rana Plaza, bei dem mehr als 1100 Menschen starben: Made in Bangladesh hat in der Öffentlichkeit einen schlimmen Ruf. Wann immer es um Billigmode und Nachhaltigkeit geht, geht es auch fast immer um die Ausbeutung von Mensch und Natur in Bangladesch. Vieles daran ist wahr. Die Korruption ist hoch, die Schere zwischen Arm und Reich riesig, die Umweltverschmutzung immens. Und trotzdem gibt es auch die andere Seite. Fabriken, in denen Menschen ganz normal und auch gerne arbeiten. Menschen, die stolze Bengalis sind und ihrer Familie ein Leben in Würde ermöglichen möchten. Sie sind das Rückgrat einer globalisierten Modebranche - kommen aber in der Berichterstattung selten vor. Genau diese Menschen einmal kennenzulernen, mit ihnen zu reden und ihren Alltag in die Öffentlichkeit zu tragen - das war mein Wunsch für diese besondere Jubiläums-Ausgabe der TextilWirtschaft. Es geht dabei nicht darum, etwas zu beschönigen. Es geht darum, den Arbeiterinnen ein Gesicht zu geben. Wie kommt man nun in Kontakt mit genau diesen einfachen Arbeiterinnen in einem 7000 Kilometer entfernten Land? Selbst hinfliegen scheidet in Pandemie-Zeiten aus. Bleibt nur ein Video-Meeting. Die Suche beginnt und erweist sich als hindernisreich. Die meisten Fabrikbesitzer haben Angst, ihre Leute den Fragen eines Journalisten preiszugeben. Nach monatelangem Hin und Her erhalte ich dank der Mühen meines Kontaktmanns in der Hauptstadt Dhaka die Zusage der Firma Sparrow Apparels, einem großen Betrieb in Chandana/Gazipur, im Norden von Dhaka.
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