Wie kann das Sein? Was ist da los? Verstehe es nicht. So die ersten Reaktionen. Jedenfalls bei denen, die es nicht schon ahnten. Manche haben sich nur an den Kopf gefasst, andere waren regelrecht geschockt, als die Nachricht zirkulierte: Kaiser Freiburg packt's nicht mehr. Nicht irgendeine Klitsche, nein, eine der über Jahre und Jahrzehnte renommiertesten Adressen in der Handelslandschaft. Beste Lage, ewige Tradition, tiefste Verankerung am Standort, anerkanntes Image, eigene Immobilie, aus Familienhand geführt. Mitte 2022 ist Schluss (Seite 40). Der Inhaber, Alleinerbe, will nicht mehr. 7000 m~2, drei Häuser, demnächst dicht. Natürlich macht sich da jetzt Sorge breit. Was, wenn schon die es nicht schaffen? Doch so klar ist das alles nicht. Ja, Corona kam dazwischen. Die Lockdowns haben sehr viel Geld gekostet. Frequenzen lassen querbeet nach. Mehr Menschen kaufen im Internet. Marken, die den Handel über Jahre trugen, suchen den direkten Weg zum Publikum. Und die Schweizer, mit dem harten Franken im Gepäck, zuletzt so gern gesehene Gäste, reisen auch nicht mehr in großen Gruppen an. Dazu hausgemachte Rückschläge. Die Ausgliederung zentraler Sortimentsbausteine in Dependancen hat sich nicht gerechnet. Die Organisation wurde zu teuer. Das Stammhaus blieb geschwächt. Fehleinschätzungen gehören dazu. Auch Schicksalsschläge in der Familie lassen sich nicht kleinreden. Nur: Wenn Corona und Strukturwandel, wie offiziell verlautet, die Treiber wären, um das Geschäftsmodell infrage zu stellen, müssten acht von zehn ebenfalls den Schlüssel umdrehen. Tun sie aber nicht.
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