'Wir brauchen den Auto-Kunden'

摘要

Franz Bernhard Wagener ist unruhig. Wie fast alle Kollegen hat die Corona-Krise auch den Modehändler aus Baden-Baden erwischt. 20 bis 25% wird sein Jahresumsatz in diesem Jahr wohl unter dem von 2019 liegen -und damit ist er in der Branche nicht allein. „Wir arbeiten hart daran, dass wir in diesem Jahr kein Geld verlieren", sagt er. Dass er überhaupt noch an diese Möglichkeit glaubt, ist beachtlich: Schließlich sind „dem schönsten Ort in Deutschland" - so Wagener - wegen Corona seine Trümpfe mit Alleinstellungsmerkmal weggebrochen: die zahlungskräftigen Touristen, vor allem die Chinesen und die Russen, die auch gerne mal mit fünfstelligen Bons sein Premium-Haus verlassen. Hochkarätige Kongresse? Konzerte mit Anne-Sophie Mutter im Festspielhaus? Derzeit Fehlanzeige. Neben den Handelsimmobilien besitzt Wagener auch ein Fünf-Sterne-Hotel am Ort. In der Stadt sind die Übernachtungszahlen wegen Corona um rund 50% eingebrochen - und Hotelgäste sind hier praktisch immer auch Modekunden. 70% seiner Umsätze macht Wagener in normalen Zeiten mit Auswärtigen: in seiner eher am Mainstream orientierten Wagener Galerie mit 4000 m~2 eigener Fläche plus Mietern - einem früheren Horten-Haus -, vor allem aber in seinem Premium-Haus (3700 m~2) und den beiden Luxus-Boutiquen. Gleichzeitig versucht die lokale Politik, die Autos aus der Stadt zu verdrängen: „Wir haben fast keine oberirdischen Parkplätze mehr. Aber wir brauchen den Auto-Kunden, wir leben von ihm." Und dann brachte die TextilWirtschaft auch noch dieses Interview mit den Düsseldorfer Architekten-Brüdern Schwitzke (TW 33), die die Zukunft der Stadt ebenfalls größtenteils ohne individuelles Blech sehen. „Das mag ja für Großstädte funktionieren", ärgert sich Wagener, „aber doch nicht in Mittel- und Kleinstädten wie Baden-Baden". Reden wir darüber.