Ein Verband für Europa

摘要

Es war ein Streifzug durch die Geschichte des deutschen Einzelhandels, mit Etappen wie Katalog-Versandhandel, Wirtschaftswunder, Wegfall von Preisbindung und Rabattverbot bis zu den digitalen Plattformen. Josef Sanktjohanser hatte in seiner Festrede gut zu tun, 100 Jahre deutschen Einzelhandel zusammenzufassen. Zumal es „nur" um die Zeit des Verbandes ging, dessen Ur-Form die Hauptgemeinschaft des deutschen Einzelhandels ist. Der Berliner Kaufmann Heinrich Grünfeld vereinte vor 100 Jahren 40 verschiedene Institutionen zu einer Interessenvertretung. 2009 wurde aus dem Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) der Handelsverband Deutschland, schon drei Jahre zuvor wurde Sanktjohanser zum Präsidenten gewählt. Als er im April im prächtigen Schlüterhof des Historischen Museums in Berlin die Rede zum 100. Geburtstag des HDE hielt, da beschwor er die Kraft des Mittelstandes, der sich im Wettbewerb gegen die Onlinehändler „schnell abgehängt fühlt". Sanktjohanser warb auch für ein offenes Europa. „Europa bedeutet Frieden in Freiheit und Vielfalt und wendet sich gegen Abschottung, Populismus und Protektionismus." Worte, die beim ersten Gratulanten gut ankamen. Denn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beehrte den Festakt und hielt ein Plädoyer gegen Antisemitismus, für starke Innenstädte sowie die Gestaltungskraft der ehrbaren Kaufleute, denen ein Satz besonders gefallen dürfte: „Erfolgreiche Digitalunternehmen müssen am Gemeinwohl Interesse zeigen und - auch in Gestalt von Steuerleistungen - ihren Beitrag dazu leisten." Ein Wink an Amazon und die anderen Internetgewinner, die die Handelsbranche derzeit so stark verändern wie nie zuvor in den 100 Jahren des HDE.