Anachronismus und Innovation auf der Nebenstrecke

摘要

Im Juli 2020 führte ein bedauernswerter Unfall zwischen Karlsbad (CZ) und Johanngeorgenstadt (D) zum Frontalzusammenstoß zweier Züge, bei dem Tote und Schwerverletzte zu beklagen waren. Nach meiner Meinung ist der Zugleitbetrieb im 21. Jahrhundert ein Anachronismus. Zwar führen richtlinienkonforme Risikoanalysen zu dem Ergebnis, dass eine solche Betriebsweise zulässig ist. Aber Risiko bleibt Risiko, welches für das einzelne Individuum relativ hoch ist und Unfälle nicht ausschließt. Signalisierter Zugleitbetrieb ist umständlich in der Handhabung, und Stellwerke im Zuschnitt für Regionalbahnen sind immer noch kostenaufwendig bezüglich der Investition und der Personalkosten für die Betriebsführung. Das steht der Erweiterung von Verkehren auf bestehenden Strecken und der Reaktivierung von ungenutzten Strecken oftmals entgegen. Sieht man sich die bekannten technischen Lösungen an, so wird offensichtlich, dass diese überfrachtete Anforderungsprofile realisieren müssen. Die Kernaufgabe für die sichere Logik besteht aus nur drei Funktionen: Signalabhängigkeit, Folgefahrschutz, Gegenfahrschutz/Flankenschutz. In der Historie war die Unterscheidung von Bahnhof und Strecke technologisch notwendig; mit den heute möglichen technischen Lösungen ist sie überflüssig. Die erforderlichen Informationsflüsse für eine Fahrterlaubnis können direkt zwischen den beteiligten Zügen sowie den Weichensteuermodulen stattfinden. Die Ortung mittels Satelliten ist dabei hinreichend genau. Nachdem in einem Forschungsprojekt mit einem Demonstrator die Eignung einer solchen Lösung vorgeführt wurde, wäre diesem innovativen Gedanken eine erfolgreiche Fortsetzung für eine gebotene Sicherheitserhöhung zahlreicher Nebenstrecken zu wünschen.