Provinzialisierung als Verbürgerlichung? Die Residenzstadt Neuburg an der Donau zwischen Alteuropa und moderner Welt (1750-1850)

摘要

Ist auch Städten eine Art Habitus zu eigen, der die Bewohner selbst dann noch prägt, wenn einstmals Assimiliertes längst vergangen scheint? Zu Anfang des letzten Jahrhunderts veröffentlichte der badische Schriftsteller Heinrich Hansjakob seine Eindrücke einer Reise durch Bayern, bei der er auch in Neuburg an der Donau, der ehemaligen Residenzstadt des 1505 gebildeten Fürstentums Pfalz-Neuburg, Station machte. Mit ihren gerade einmal 8000 Einwohnern sei Neuburg die „sauberste, eleganteste, aber auch langweiligste der bis jetzt durchfahrenen bayerischen Donaustädte." Besonders wenig behagten dem liberal-katholischen Theologen Hansjakob die „im Jesuitenstil errichteten Kirchen", und sein abschließendes Verdikt gab sich letztgültig: „Wenn man in Neuburg oben die brutale Zwingburg und unten die zahme, regelmäßige, zugestutzte Stadt sieht, so meint man, der böse Geist des Absolutismus, der auf der Burg einst herrschte, lasse jetzt noch unten keinen heiteren Sinn und kein Leben aufkommen und habe sich als Gespenst der Langeweile über das heutige Neuburg gelagert. Ich war ordentlich froh, als mein Kutscher eingespannt hatte. Ich meinte, der eben genannte Teufel des Absolutismus treibe den alten Demokraten mit Macht aus dem kleinen Fürstensitz.