Genau 28 Tage bevor Daniel Heinrich Grieder (59) endlich loslegen darf, parkt sein schwarzes Mer-cedes-AMG-Cabrio vor dem „Hotel Schwanen" im schwäbischen Metzingen. Gestern hat er seine neue Dienstkleidung und den Schlüssel für seine Wohnung bekommen, fünf Minuten Fußweg entfernt von seinem künftigen Büro in der Zentrale des Modekonzerns Hugo Boss. Jetzt fehlt noch die Einrichtung. Wie er, auf den sie hier warten wie auf einen Erlöser, Deutschlands einzigem Schneider von Weltrang Glanz verleihen will, weiß er längst. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht schnellt er vom Stuhl hoch, greift sich an den Oberschenkel und zupft an seiner dunkelblauen Hose. Mit zwei Fingern zieht er den Stoff nach vorn und lässt ihn zurückschnellen. Strapazierfähig, bügelfrei, wasserfest - und vor allem: selbst angefertigt. Die Hose ist ein Prototyp, ersonnen, wie er sagt, in einem stillen Kämmerlein seiner Züricher Villa mit Seeblick. Die Zusammensetzung behält er für sich, schon bald soll sie aber Teil einer radikalen Agenda sein. Und auf der ist die Neuerfindung des Anzugs nur einer von vielen Punkten. Der vielleicht ungewöhnlichste Modemanager der Welt will Boss wieder begehrenswert machen und die Firma zum Techunternehmen umbauen. Am Ende seiner fünfjährigen Amtszeit soll der Konzern mit rund fünf Milliarden Euro mehr als doppelt so viel erlösen wie heute. „Es gibt keinen Grund", sagt er, „dass Hugo Boss weniger umsetzen kann als Tommy Hilfiger", jene Marke, die Grieder groß gemacht hat.
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