Von der Sehnsucht nach nationaler Repräsentation

摘要

Das vom Bundesinnenministerium in Auftrag gegebene Gutachten über die Staatsbibliothek zu Berlin vom September 1997 wird zusammen mit Äußerungen auf dem Kolloquium „Die Staatsbibliothek Unter den Linden" im Juli 1997 einer kritischen Betrachtung unterzogen. Anstoß wird vor allem an rückwärts gewandten „nationalen" Vorstellungen genommen, bei denen Legenden aus der Wilhelminischen Epoche aufgegriffen und gepflegt werden. Diese werden anhand von Vergleichen mit der Bayerischen Staatsbibliothek widerlegt. Grundlage für eine gesunde Entwicklung der Staatsbibliothek zu Berlin kann nicht eine, wie auch immer geartete „nationale Repräsentation", sondern muß die Anerkennung der gegebenen Fakten sein, auf denen aufgebaut wird. Sie sind bedeutsam genug. Jeder Vergleich mit den großen Bibliotheken in London und Paris ist zum Scheitern verurteilt, weil es sich bei diesen beiden Bibliotheken um reine Forschungsbibliotheken mit Präsenzcharakter für qualifizierte Benutzer handelt, während die Staatsbibliothek zu Berlin in einem erheblichen Umfang Funktionen einer Universitätsbibliothek ausübt. Das Zwei-Häuser-Modell mit der möglichen Trennung verschiedener Benutzergruppen bildet jedoch eine große Chance für eine zukünftige internationale Forschungsbibliothek.