Speichern als Übertragen - Überfragen als Speichern Zur technischen Frühgeschichte akustischer,Delay Lines' und ihre Verschränkung zweier Medienfunktionen

摘要

Der Beitrag widmet sich der Frühgeschichte der Verwendung von akustischen Verzögerungsleitungen zur flüchtigen Speicherung von Signalen. Diese von der Medien- und Technikgeschichte bisher vernachlässigten Artefakte materialisieren ein (zeit-)kritisches Moment in der Frühphase diverser Mediensysteme wie dem analogen Fernsehen, dem Radar oder der Funktelefonie. Diese und weitere fallbeispielhafte Implementierungskontexte von acoustic delay lines werden im Beitrag unter der Prämisse erschlossen, dass sich das Speichern, das von der Medienwissenschaft gemeinhin mit einem Stillstellen von Dingen, Daten und Informationen konnotiert wird, als dynamischer elektro-akustischer Prozess ausgestalten kann, der durch die Laufzeit akustischer Signale realisiert wird, wodurch sich eine Allianz von Akustik und Speichertechnik ergibt. Der Fokus liegt zunächst auf einer historisch-komparativen Aufarbeitung der Verwendung von akustischen Verzögerungsleitungen und ihrer konstitutiven Beteiligung an medientechnischen Prozessarchitekturen. Wie zu zeigen ist, stellte ihre Verschaltung die je spezifische Lösung eines technisch situierten Problems dar: Sie fungierten als explizite Speicher, dienten der Vermeidung von Feedback und Interferenzen, sie stellten Vergleichbarkeit zwischen zeitversetzten Signalen her und erlaubten nicht zuletzt klang-ästhetische Simulationen. In einem zweiten Schritt wird der Beitrag resümierend ableiten, was für medientheoretische Implikationen akustische Verzögerungsleitungen für eine analytische Schärfung der „Übertragung" und „Speicherung" - zwei laut Friedrich Kittler getrennte Medienfunktionen - evozieren. Storage as Transmission - Transmission as Storage. On the Early History of Acoustic Delay Lines, a Merging of Two Medial Functions This paper addresses the early history of the use of acoustic delay lines for the volatile storage of signals. These artefacts, neglected thus far in media history, materialize a time-critical aspect in the early phase of various media systems, such as analog television, radar, or radio telephony. These and other implementation contexts of acoustic delay lines are explored under the premise that storage-commonly seen as arresting things, data, and information-can be designed as a dynamic process determined by the transmission time of electro-acoustic signals, marrying acoustics with storage technology. The focus is on a historical comparative review of the use of acoustic delay lines and their constitutive contribution to technological process architectures. As will be shown, the way they were circuited represented specific solutions to technologically situated problems: Acoustic delay lines acted as explicit storage devices, prevented feedback and interference, ensured comparability between time-shifted signals, and also offered aesthetical sound simulations. In a second step, the paper summarizes which implications in media theory acoustic delay lines evoke for an analytical sharpening of two media functions as distinguished by the German media theorist Friedrich Kittler: "transmission" and "storage."