LANDSCHAFTSARCHITEKTUR UND MODE

摘要

Dass für Mode mit Natur geworben wird, ist nicht neu. Mit dem aktuellen COS-Magazin, „The landscape issue", ist nun auch die Kulturlandschaft in der Highstreet-Mode angekommen. Für die schwedische Modemarke konzipierte das stilprägende Designer-Team Jop van Bennekom & Gert Jonkers eine imaginäre Landschaftsvorlesung: Impressionen mit viel Sand in schönen Farbschattierungen, Felsen, blasse Spiegelung des Himmels und dekorativ zerrupfte Wolken ergänzen - aus fachlicher Sicht - seichte Texte, unter anderem über Robert Smithsons Spiral Jetty von 1970, über den Künstler Phillip K. Smith Ⅲ in der Sonora-Wüste und ein Interview mit Piet Oudolf. Dazwischen finden sich Modestrecken in gewohnt schwedischer Schlichtheit: natürliche Pastelltöne, zurückhaltende Proportionen. Das Ungewöhnliche fällt erst auf den zweiten Blick auf: Es sind nicht die retuschierten Heile-Welt-Visionen der Autowerbung. Stattdessen werden, wie zum Beispiel in „The sporty landscape", kommentarlos menschlich überformte Gefilde gezeigt: zwei Marathon- läuferinnen, die auf der blassgrünen Hochebene Addis-Abebas Stretchübungen machen. Dort bedecken auf 2 300 Meter Höhe im 19. Jahrhundert importierte Eukalyptusbäume den Mount Entobo - für die porträtierten Dibaba-Schwestern „a favourite training spot". Kein Wunder, denn die Vegetationsdecke ist homogen wie Velours-Teppichboden, Bäume stehen in ordentlichen Clumps beisammen. Eine Landschaft wie ein Golfplatz. Reizvolle Textur im weit entrückten Waldsaum; angenehm, anonym - und ziemlich tot. Ein Bekenntnis zum Anthropozän zwischen den Zeilen? Oder nur die Projektion eines übersensibilisierten Landschaftsarchitekten? Wie durch einen Instagram-Filter sind unterschiedliche Landschaften zwischen Nordirland und Äthiopien farblich auf die Textilien abgestimmt und zu visuellem Füllmaterial gemacht. Dabei kein Vogel am Himmel, keine Blüte im Vordergrund, kein Insekt. Nicht einmal ein Auto. Landschaft also, weder als romantische Folie, noch als Phänomen - einfach radikal zum optischen Reiz ästhetisiert.