Der Artikel diskutiert die von Buxbaum und Greenson in den 50er Jahren vertretene These, dass der Gebrauch einer Zweitsprache im Rahmen der Mehrsprachigkeit in der Psychoanalyse der Abwehr diene. Nach einem historischen Rückblick werden persönliche Erfahrungen sowie zwei Fallvignetten beschrieben und mit Überlegungen von Amati-Mehler et al. (1993) verknüpft. Es wird eine komplexere Betrachtungsweise unter Einbeziehung des Übertragungs- und Gegenübertragungsprozesses dargestellt, der sich in einem sprachlich relativ schamfreien Therapieraum in der Zweitsprache entfalten kann. Dies gelingt möglicherweise, weil sowohl die Analytikerin als auch beide Patientinnen einen Migrationshintergrund haben. In der abschließenden Diskussion wird die These vertreten, dass die bereits bei Sigmund Freud anzutreffenden Gedanken über Sach- und Wortvorstellungen, deren Gewichtung von Ferenczi im Beitrag „Über obszöne Worte“ vorgenommen und später von Loewald in „Primärprozess, Sekundärprozess und Sprache“ genau untersucht und erweitert wurde, auch in der psychoanalytischen Arbeit in der Zweitsprache Gültigkeit haben. Wenn eine offene Suche nach einer gemeinsamen Sprache im psychoanalytischen Prozess gelingt, ist eine Psychoanalyse auch in der Zweitsprache möglich.
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