Craft Bier-Brauer in Polen konnten während der Pande-mie zwischen Pest und Cholera wählen. Während sich das Land von März bis Mai 2020 und von Oktober 2020 bis Mai 2021 im Lockdown befand, konnten sie nicht wie anderswo schnell auf den Vertrieb über eigene Webshops umstellen. Schuld daran hat ein Alkohol-Gesetz aus dem Jahr 1983, das den Internet-Verkauf (damals noch unbekannt) nicht erwähnt. Trotz massiver Interventionen blieb die Regierung hart: Die Nichterwähnung mache den Handel über das Internet illegal. Erschwerend kam hinzu, dass Craft Bier-Brauer keine staatliche Unterstützung erhielten. Einige Regelungen schlossen Alkoholproduzenten sogar ausdrücklich aus. Zumindest konnten sich Wirte über staatliche Hilfen freuen, sagte Marek Kaminski, Gründer der Craft Brauerei Kingpin aus Posen und Präsident der polnischen Craft Brewers Asso-ciation. Der Gastronomie-Absatz ist mit elf Prozent des Inlandsverbrauchs (2019) nach europäischen Maßstäben gering, aber bei Craft Bier-Brauern hatte er vor der Pandemie einen Anteil von bis zu 35 Prozent. Tatsächlich haben die 300 kleinen Brauereien Polens im Jahr 2020 rund 30 Prozent ihres Absatzes verloren. Dies zwang einige Craft Bier-Brauer zur Schließung, während die Mehrzahl die Produktion drosselte, sagte Kaminski. Die Folgen wären gravierender gewesen, würden nicht die meisten Craft Bier-Brauer ihr Bier unter Kontrakt herstellen lassen. Es gebe 50 aktive Kontraktbrauereien, erklärte Kaminski, vor allem unter den regionalen Brauereien. Seine Brauerei Kingpin, die vor acht Jahren gegründet wurde und heute jährlich rund 3000 hl Bier verkauft, lässt noch immer für sich brauen. Der Ehrlichkeit halber, nennt Kingpin die Brauerei, die das Bier hergestellt hat, auf dem Etikett.
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