ARGHER (1984) zufolge ist die Fahigkeit zur “kognitiven Modellierung” mit individuellen Ausdrucksmoglichkeiten wie Zeichnen, Konstruieren oder Sprechen verbunden: “Indeed, we believe that human beings have an innate capacity for cognitive modelling, and its ex-pression through sketching, drawing, construction, acting out, and so on, that is fundamental to thought and reasoning as is the human capacity for language.”Folgt man ARCHERS Auffassung, beeinflussen die, zur Untersuchung eines raumlichen Problems eingesetzten Techniken, zu einem wesentlichen Teil die Losungsfindung. Ohne sie ist es nicht moglich, komplexe raumliche Situationen abzubilden, zu untersuchen und zu verandern. REINBORN & KOCH (1992) bezeichnen das Entwerfen als “Wechselspiel zwischen Kopf und Hand, zwischen Nachdenken und Grubeln uber mogliche Losungsansatze sowie Skizzieren und Zeichnen von ersten Konzeptionen.” Innerhalb dieser Arbeitsweise muss “die Fulle der gedanklichen Ansatze (...) als Skizze auf dem Papier immer wieder “gespeichert” werden, damit (...) im Kopf Platz fur neue Ideen und Vorschlage geschaffen wird.”PALMBOOM (2003) beschreibt die, mit dem Medium Zeichnung verbundenen Interpretati-ons- und Manipulationsmoglichkeiten. Fur ihn sind Zeichnungen mehr als Illustrationen von Ideen oder Konzepten. Sie beinhalten eine Komposition, die nach unerwarteten Moglichkeiten durchsucht werden kann. EHRLICH (1999) zufolge konnen “die Idee” einer entwerferischen Leistung und ihre Materialisation als “Werk” keinesfalls als unabhangige Einheiten gesehen werden (...).” Idee und Materialisation stehen nicht in “einem zeitlichen oder hierarchischem Verhaltnis zueinander.” Er betont, dass beim Entwerfen zwischen physischen und mentalen Operationen, zwischen Ideenfindung und Darstellung, nicht scharf unterschieden werden kann. Beide Operationen sind miteinander verknupft: “Entwerfen ist nur moglich durch die Betatigung des Korpers und dem Gebrauch der Sinne.” Offensichtlich unterscheiden auch die Sprache und der Sprachgebrauch nicht scharf zwischen Handlung und Konzept. GANSHIRT (2007) beschreibt unter Verweis auf KEMP (1974) die Entwicklung des Begriffs “Disegno”. Zum Ende des 16. Jahrhunderts bezeichnet der Begriff einerseits die praktische Fahigkeit des Zeichnens, andererseits aber auch das geistige Vermogen “in sich selbst eine neue Welt” zu formen10. Vergleichbar dazu lassen sich Operationen wie Zusammenfassen, Gliedern, Positionieren, Komponieren, Ordnen, Strukturieren, Hierarchisieren oder Einbetten je nach sprachlichem Kontext als physische Handlungen oder als mentale Konzepte verstehen. Zur Prazisierung ihrer Vorstellungen verfugen Planer und Architekten uber ein breites Spektrum an Arbeitstechniken. Sie erlauben es ihnen, ihre raumlich-gestalterischen Absichten bearbeitbar und kommunizierbar zu machen. Umgekehrt beeinflusst und verandert jede Arbeitstechnik die Wahrnehmung und damit mogliche Losungsansatze eines raumlichgestalterischen Problems. BIELEFELD (2007) geht davon aus, dass “die Wahl der Darstellungstechnik und des Werkzeuges einen starken Einfluss auf den Entwurfsprozess ausuben kann. Ahnlich wie bei der handwerklichen Bearbeitung eines Objektes hangt das Ergebnis der Bearbeitung entscheidend von der Methode und dem eingesetzten Werkzeug ab.” Jedes Medium ist potenziell ein geeignetes Werkzeug, um Gedanken zu ordnen und zu artikulieren. In diesem Sinn ist mit jeder Arbeitstechnik auch eine spezifische Technik des Denkens verbunden.
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