Eine rein onlinebasierte Verschlackungsuntersuchung kann nur funktionieren, wenn alle Daten digital und in Echtzeit sowie mit akzeptabler Genauigkeit nutzbar sind. Dies gilt auch fur die Qualitatsdaten des Brennstoffs (hier Rohbraunkohle - RBK). Relevante Qualitatsmerkmale zur Bewertung von Verschlackungsereignissen im Kraftwerk sind der Heizwert, die Eingangsenthalpie (Eingangstemperatur der Kohle, Aggregatzustand des Kohlewassers) sowie die Brennstoff- und Aschezusammensetzung. Brennstoffseitig sind Asche-, Schwefel- und Wassergehalt von Bedeutung, ascheseitig die Elementar- und Stoffzusammensetzung. Onlineverfugbare Brennstoffdaten sind mit heutigen Messverfahren stets nur teilweise und haufig mit grossen Unsicherheiten messbar sowie eher bedingt mit den Dampferzeugerparametern synchronisiert. Ein Messsystem bestehend aus mehreren Messgeraten, aus Zertifikaten und aus der Nachbildung der RBK-Transportinfrastruktur, das auf diesem Gebiet Abhilfe schaffen soll, wird im Folgenden naher vorgestellt. Durch ein Kohle-Online-Analyse-System, das sich der Rontgen-Fluoreszenz(RF)-Messung bedient, ist uber eine hinterlegte Kalibrierung eine Elementaranalyse der Kohleprobe in beinahe Echtzeit (ca. 3 Minuten Wartezeit) moglich und u.a. der Aschegehalt herleitbar. Gemass Literatur sind bestimmte Elemente in ihren Verbindungen verschlackungsfordernd, wahrend andere keine oder ggf. sogar vermindernde Wirkung hinsichtlich Verschlackung zeigen. Eine Heizwert-Kalibrierung des Messgerates hat sich nicht besonders bewahrt. Zur Ermittlung eines realnahen Heizwertes ist das Grabenbunker-Modell vom Verfasser entwickelt worden. Es birgt auch die Moglichkeit einer zweiten Meinung bezuglich Asche- und Schwefelgehalt im Vergleich zur RF-Messung. Es zeigt, wann Kohle aus dem zugbefullten, im Freien stehenden Grabenbunker vom Grabenaufnahmegerat (GAG) entnommen wurde und wann ein Zug eine neue Lieferung entladen hat. Gemass Zugzertifikat ist ausgewiesen, wieviel Kohle, aus welchem Tagebau, mit welchem Asche- und Schwefelgehalt und wo im Grabenbunker abgeworfen wurde. Bei der Entnahme wird eine bestimmte RBL-Mischung entnommen. Damit ist die GAG-spezifische Herkunftsaufteilung (bis zu 4 Liefertagebaue), der durchschnittliche, gemischte Asche- und Schwefelgehalt sowie der herkunftsspezifische, gemischte Heizwert und Wassergehalt errechenbar. Alle GAG zusammen definieren die Gesamtkohlemischung, die in das Werk verbracht wird. Die Nachbildung der Kohleschichtung im Grabenbunker bietet weiterhin die Option, den Wettereinfluss auf die Brennstoffeigenschaften einzubeziehen. Je nach Wetterlage konnen sich Trocknungs- oder Anfeuchtungs- sowie Tauprozesse bemerkbar machen. Der Wassergehalt und -zustand bestimmen nicht nur massgeblich die Eingangsenthalpie (+/-1 Ma %(roh) ≈ +/- 200 kJ/kg), sondern auch die relative Zusammensetzung des Brennstoffes. Durch hinreichend prazise Nachberechnung des Kohleweges und unter Einbeziehung der SOLAS-Messdaten und der Brennstoffdaten der Kohlemischung nach Grabenbunker ist mit einem weiteren Werkzeug die Brennstoffqualitat je belieferten Brenner sowie aus den dem Dampferzeuger zugeordneten Brennern auch die dampferzeugerspezifische Brennstoffqualitat auf ca. 15 Minuten genau errechenbar. Die Synchronisation der Brennstoffdaten mit den Kesseldaten (Leistung, Verbrennungstemperatur usw.) lasst Ruckschlusse zu, was sich vor einem Schlackeereignis des betroffenen Dampferzeugers anders als im Regelbetrieb und im Vergleich zu den ubrigen Dampferzeugern des gleichen Werkes, die nicht betroffen waren, verhalten hat. Die Komplexitat und die Datenfulle machen programmierte, rechnergestutzte Auswertungsund Berechnungsalgorithmen erforderlich.
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