Erstnachweis des Grünlaubsangers Phylloscopus trochiloides in der Schweiz und sein Status in Europa

摘要

Am 11. Oktober 2010 wurde auf der alpinen Beringungsstation der Schweizerischen Vogelwarte auf dem Col de Bretolet (Kanton Wallis, 1920 m ü.M., 46° 8' 34" N/6° 47' 45" E) ein juveniler Grünlaubsanger Phyüoscopus trochiloides mit den Merkmalen derUnterart viridanus gefangen. Dieser Fang stellt den ersten Nachweis des Grünlaubsangers in der Schweiz dar. Wir beschreiben den Fangling und diskutieren die Bestimmung, insbesondere bezüglich der sehr ahnlichen Taxa MiddendortT- P. t. plum-beitarsus, Wacholder- P. nitidus und Wanderlaubsanger P. borealis. Aufgrund teils überlappender Ge-fiedennerkmale kann besonders die Unterscheidung stummer Grün- und Wanderlaubsanger im Feld sehr schwierig sein. Hingegen lassen sich diese beiden Arten in derHand aufgrund deutlicher Unterschiede in der Flügelformel leicht unterscheiden.In einem zweiten Teil geben wir einen überblick zum Status des Grünlaubsangers in Europa, insbesondere zur Phanologie und raumlichen Verteilung ausserhalb der etablierten europaischen Brutgebiete für die Zeit bis und mit 2010. Der Grünlaubsanger entwickelte sich, nach dem er sein Areal im Verlaufe des 19. und 20. Jahrhunderts weit nach Westen ausgedehnt hatte, zu einem regelmassigen Brutvogel in zehn europaischen Landern (Russland, Ukraine, Weissrussland, Litauen, Lettland, Estland, Finnland, Schweden, Polen, Slowakei). In weiteren 14 Landern (Irland, Grossbritannien, Frankreich, Belgien, Niederlande, Norwegen, Danemark, Deutschland, Schweiz, sterreich, Tschechien, Rumanien, Malta, Spanien) wurde der Grünlaubsanger bis und mit 2010 als unregelmassiger Brutvogel, Durchzügler und/oder Irrgast festgestellt. Die Art scheint ihr Areal weiter nach Westen auszudehnen und die Zahl der Beobachtungen steigt tendenziell weiter an. In Europa ausserhalb der Brutgebiete wird der Mediandes Auftretens wahrend des Frühlingszugs simultan in der ersten Junidekade erreicht. Der Median des Herbstzugs wird mehrheitlich in der letzten Augustdekade erreicht. Allerdings zeichnet sich gegen Westen hin die Tendenz für einen zunehmend spateren Median ab. Das Auftretensmuster ausserhalb der Brutgebiete im Frühling scheint typisch für eine Art, die aufgrund von Zugprolongation über das eigentliche Brutgebiet hinausschiesst. Im Falle des Grünlaubsangers wird generell davon ausgegangen, dass hohe Frühjahrstemperaturen in Kombination mit südostlichen Windstromungen besonders forderlich für Zugprolongation sind. Die Mehrheit der Beobachtungen von Mai bis Juli betrifft singende 3. Sichere Brutnachweise gelingen jedoch selten. Moglicherweise erschweren Nistplatzwahl und Verhalten des Grünlaubsangers das Entdecken von Brüten. Allerdings geht man generell davon aus, dass ein Grossteil der am Westrand des Verbreitungsgebietes auftretenden Grünlaubsanger unverpaarte 8 sind. Beobachtungen im Frühling und Frühsommer konzentrieren sich auf Küstengebiete und Mittelgebirgslagen. Die Zahl der Nachweise nimmt von Ost nach West ab, gleichzeitig konzentrieren sich die Beobachtungen zunehmend entlang der Küsten. Wahrend des Herbstzugs liegt der Schwerpunkt der Nachweise entlang der Nord- und Ostseeküste, wobei dieses Muster zumindest teilweise auf einen Beobachtereffekt zurückzuführen sein dürfte. Einzelbeobachtungen verteilen sich vom Mittelmeerraum bis nach Nord- und Nordwesteuropa. Für das im Herbst festgestellte Auftretensmuster konnten daher verschiedene Ursachen in Frage kommen, etwa Jugenddispersion, Streubewegungen über grosse Distanzen, Missorientierung und/oder die Entstehung neuer Zugwege und überwinterungsgebiete.