Ihr glaubt, euer Projekt braucht lange, um fertig zu werden wenn ihr drei, vier Jahre benotigt? Dann denkt noch mal druber nach. Curt Kolar vollendete seinen 62er Faltdach-Kafer nach 19 Jahren! Diese lange Zeit merkt man dem Wagen in einigen Details an, weil sein Erbauer viele Trends hat kommen und gehen sehen, die ihn inspirierten. "Grundsatzlich hatte ich naturlich schon eine Vorstellung davon, wie der Kafer einmal aussehen sollte", berichtet der 39-Jahrige, "aber im Verlauf der Jahre anderte sich die Mode und der eigene Geschmack, was immer wieder fur neue Wendungen in der Aufbauphase sorgte." Eins ist auf jeden Fall sicher, der Ferrari-gelbe Wolfsburger passt in keine Stil-Schublade, zumindest nicht aus dem luftgekuhlten Bereich. Vielmehr bedient sich der 62er grosstenteils Elementen des 60er Jahre-Customising und -Hot Rodding, wie man sie damals an US-Cars fand. Wer bei der Airbrush-Fliege "Sly Fly" auf dem Geblasekasten jedoch an die 80er erinnert wird, der tauscht sich nicht. Dieses Maskottchen entwarf der legendare Pinstriper Mitch Kim 1989 extra fur Curt. Sie findet sich auch auf dem verkleideten Unterboden wieder, umgeben von gebrushten Neonrohren, wie sie damals en vogue waren. Dass dieses Detail die Jahre uberdauert hat, liegt in der Tatsache begrundet, dass das Chassis samt Motor bereits Ende 1991 fertig war. Curt erklart das so: "Nachdem ich mir den Wagen gekauft hatte, zerlegte ich ihn in seine Einzelteile. Mein Plan bestand darin, einen Daily Driver zu bauen, der es abr auch bei Show & Shine Wettbewerben zu etwas bringen konnte. Alle Teile packte ich fein sauberlich in wiederverschliessbare Plastiktuten, beschriftete sie ordentlich und sortierte sie in Kisten. Ein Freund nahm sich der Karosserie an im Tausch gegen meinen Meyers Manx-Buggy." Um das Fahrgestell kummerte sich unser Mann personlich. Zunachst schweisste man einen Rahmen aus Stahlrohr unter die Bodenhalften, um daran eine einteilige Aluminium-Platte zu schrauben. Auf ihr sollte besagte Fliege samt Neonrohren-Airbrush fur Aha-Effekte auf Treffen sorgen, wenn die Besucher per Spiegel einen Blick unter das Fahrzeug werfen wurden. Zuvor lackierte Curt alles in Giallo Fly von Ferrari, was soviel heisst wie "sexy Gelb". Gleichzeitig setzte Jim "Jimbo" Barnett einen 1776 ccm grossen Typ 1 zusammen unter Verwendung von 044er Magnum-Zylinderkopfen, einer Engle W110-Nockenwelle sowie - damals neuen - italienischen 48er IDA Weber-Vergasern. "Ich besass 1991 also ein rollendes Chassis samt Motor, hatte aber kein Geld mehr um das Hauschen (so nennt man in Kafer-Kreisen die Karosserie) lackieren zu lassen." Der angefangene Sly Fly-Kafer rollte das erste Mal auf einen dunklen Abstellplatz und harrte der Dinge, die da kommen sollten. 1993, der Volkswagen befand sich mittlerweile in seiner siebten Behausung, traf Curt seine grosse Liebe Shelley. Sie sorgte in erster Linie dafur, dass ihr zukunftiger Ehemann sein Projekt nicht aufgab. 1996 kauften sie ein Haus in Seattle, Washington, und endlich bekam der Kafer ein festes Zuhause in einer Doppelgarage. "Geld zur Fertigstellung besass ich allerdings immer noch keines, dafur hatte ich etwas, das nannte sich Hypothek", grinst der Familienvater. Mit der Geburt seines Sohnes Kai vor funf Jahren kam dann endlich die Wende. "Ich wollte ihm zeigen, dass man alles zu Ende bringen kann, was man sich vorgenommen hat."
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