BÄUERLICHE MEMORIA IM SPÄTEN MITTELALTER EIN QUELLENPROBLEM

摘要

Memoria ist eines der zentralen Themenfelder der Mediävistik in Deutschland. Da es sich ohne Zweifel um ein umfassendes soziales Phänomen handelte, wurde die Memoria immer auch als ein Schlüssel zum Verständnis der Gesellschaft und ihrer Mentalität angesehen. Die vielen verschiedenen Ansätze und ihre Einordnung in die Theologie- und Frömmigkeitsgeschichte aufzuführen, würde an dieser Stelle zu weit führen.1 Allen Arbeiten gemein ist aber, dass das Totengedenken der ländlichen Gesellschaft kaum beachtet wurde, obwohl zu ihr über drei Viertel der Bevölkerung gehörten.2 Die Ursache dafür ist sicherlich zum Teil in der sehr schlechten Quellenlage zu suchen. Dies gilt nicht nur für die archivalischen Bestände, sondern auch für die reale Überlieferung vor Ort. Während aus dem städtischen und klösterlichen Umfeld eine Vielzahl an Testamenten, Stiftungsurkunden, Jahrtagsverzeichnissen und auch Grabdenkmälern zur Verfügung steht, sind dies für die Dörfer äußerst seltene Quellenfunde. Bisher ist etwa kein mittelalterlicher bäuerlicher Grabstein aus einem thüringischen Dorf bekannt. Auf solch schmaler Grundlage sind kaum verallgemeinernde Aussagen zur Bedeutung einzelner Motive und Wege möglich. An dieser Stelle soll ein Überblick anhand Thüringens gegeben werden,3 der mit einzelnen neuen Quellenfunden ergänzt wird.