Freiraum, so heißt ein neues Multilabel-Konzept für den Handel, das zum einen Leerstände füllen, zum anderen Online-Pure Playern eine stationäre Präsenz verschaffen will. Hinter dem Projekt, das vor wenigen Tagen in Berlin im Quartier 205 an der Friedrichstraße Premiere feierte, stehen Franz de Waal und Emanuel Elverfeldt, die eigentlich aus der Immobilienbranche kommen. Sie haben leer stehende Flächen mit in Summe 350m2 Fläche im Untergeschoss des Quartier 205 angemietet und bieten den Platz Labels an, die bislang nahezu ausschließlich über Online-Shops und/oder Instagram verkauft haben. „Es gibt viele sogenannte Digital Native Brands, die gerne eine stationäre Fläche wollen. Online-Marketing wird immer teurer, Flächen in lb-Lagen in Berlin werden günstiger", erklärt Elverfeldt die Idee von Freiraum. So gehöre beispielsweise die Friedrichstraße nicht mehr zu den gehypten Lagen, Läden in Untergeschossen täten sich erst recht schwer. Die Anfragen nach Flächen hätten sich gehäuft, daher sammelten Elverfeldt und de Waal in den vergangenen sechs Monaten Namen von Interessenten. „Wir hatten schließlich 500 auf der Liste und haben geschaut, wer zusammenpassen könnte", so Elverfeldt. 40 Labels aus acht Ländern sind dabei. Das Sortiment reicht dabei von Mode (Milk Cashmere, Vertere) über Accessoires (M2Malle-tier), bis hin zu Beauty-Produkten (Ave + Edam), Inferior (West-wing, Bullenberg, Gant Lights) und Nahrungsergänzüngsmitteln, Sportartikeln und Parfüm. Freiraum stellt Fläche, Warenträger, Verkaufspersonal sowie das Bezahlsystem. Die Labels zahlen eine Grundmiete für Shops, die maximal 20 m2 groß sind, sowie eine umsatzabhängige Provision. Konkrete Zahlen werden nicht genannt. Die Mietverträge gelten monatsweise, sodass sich Optik und Inhalt der Flächen permanent wandeln können. Freiraum selbst hat im Quartier 205 für fünf Jahre unterschrieben. „Leerstand wirkt sich negativ auf die Reputation eines Hauses aus, daher sind immer mehr Inhaber bereit für neue Konzepte", so de Waal. Aber auch für die Labels biete ein solches Modell viele Vorteile: „Sie bekommen einen leichteren Zugang zu stationären POS, müssen keine langen Mietverträge unterschreiben und haben keine großen Anfangsinvestitionen. Und ihre Kunden bekommen einen haptischen Zugang zum Produkt", zählt de Waal auf. Direkt mit nach Hause nehmen können diese die Ware aber nicht. Bei den Mietern von Freiraum kann nur getestet werden. Wer etwas kaufen möchte, muss einen QR-Code scannen. Dadurch öffnet sich entweder die zuvor heruntergeladene Freiraum-App oder eine browserbasierte Version. Dort gibt es Produkt-Infos und die Möglichkeit zu bestellen. Die Ware wird dem Kunden von der Marke nach Hause geliefert. Lagerhaltung gibt es nicht. Manche der Labels produzieren erst nach Bestelleingang. Entsprechend können die Lieferzeiten variieren. Für kleinere Produkte wie Kosmetik oder Düfte, die eigentlich Mitnahme-Artikel sind, überlegen die Freiraum-Macher aber, Handlager einzurichten. „Wir funktionieren als Marktplatz. Die Kaufverträge werden zwischen Kunde und Anbieter geschlossen", sagt Elverfeldt. Auch Retouren würden über die Brands abgewickelt. „Wir sind ständig im Austausch. Ist ein Artikel ausverkauft, nehmen wir ihn von der Fläche", so der Mitgründer. An den Decken sind Frequenzzähler angebracht, zudem wertet Freiraum aus, welche Produkte gescannt und gekauft wurden. Ein halbes Jahr soll das Konzept getestet werden, bevor es möglicherweise in andere Städte expandieren soll.
展开▼