Prozessschutz und Störungsbiologie Naturschutzthesen seit dem ökologischen Paradigmenwechsel vom Gleichgewicht zum Ungleichgewicht in der Natur

摘要

In the past, the 'balance of nature' was the underlying assumption in ecology. This notion usually implies that undisturbed nature is ordered and harmonious, and that ecological systems return to a previous equilibrium after disturbances. The theories and models built around these equilibrium and stability principles have misrepresented the foundations of resource management, nature conservation and environmental protection. This paper sets out the paradigm shift in ecology that has advanced our understanding of equilibrium versus nonequilibrium and homogeneity versus heterogeneity. The major elements of the hierarchical patch dynamics paradigm include the idea of patch mosaics as a composite of patch changes in time and space. Both environmental stochasticities and biotic -including anthropogenic -interaction can cause instability and contribute to the dynamics observed at various scales. In fact, disturbance is inherent to systems, including ecosystems. The important contribution of hierarchical multiple patch dynamics is that nature conservation now focuses on the integration of differing spatial and temporal disturbance in nature management. To conserve habitat types and species in German, it will not suffice to try to maintain historical dynamics in landscapes by refraining from intervention. Conser- vation authorities will rather need to ensure that, in addition to non-anthropogenic processes, anthropogenic disturbance intervals are integrated in landscapes. All available instruments of nature conservation and environmental protection should be deployed to enact patch dynamics in time and space.%Frühere Wissenschaftler gingen davon aus, dass die Natur stets auf ein Gleichgewicht zusteuert und sich selbst nach Störungen wieder ein ursprüngliches Gleichgewicht einstellt. Analysen der Landschaftsökologen verwiesen aber immer mehr auf das Wirken unterschiedlicher räumlicher und zeitlicher Störungen in verschiedenen Ökosystemen der Erde. Das Paradigma von Harmonie, Ordnung und Gleichgewichtsstreben musste aufgegeben werden. Störungen lokaler oder großräumiger Art und selbst katastrophalen Charakters sind systemimmanente Phänomene. Stochastische Umweltveränderungen und biotische Störungen, zu denen auch anthropogene Einflüsse auf die Landschaft gehören, sorgen für eine ste- tige Dynamik in der Landschaft. Deshalb hat sich der Schutz von dynamischen Prozessen als eine Naturschutzphilosophie durchgesetzt. Für den deutschlandweiten Lebensraum- und Artenschutz reicht es nicht, nur mit Prozessschutz - im Sinne von Nichtstun - die historische Dynamik in der Landschaft aufrechterhalten zu wollen. Der nationale Naturschutz muss sich darauf konzentrieren, dass neben nichtanthropoge-nen Prozessen noch zusätzliche anthropogene Störungsintervalle in die Landschaften integriert werden. Um räumlich und zeitlich versetzte Störungen und damit eine ursprüngliche Dynamik in Landschaften zu inszenieren, wären alle potenziellen Instrumente des Natur- und Umweltschutzes zu nutzen.