Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt definiert „biologische Vielfalt" als „die Variabilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft, darunter unter anderem Land-, Meeres- und sonstige aquatische Ökosysteme und die ökologischen Komplexe, zu denen sie gehören. Dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Ökosysteme. Während die Ebenen der Arten und der Lebensräume seit vielen Jahren im praktischen Naturschutz umfassend behandelt werden, entzieht sich die Vielfalt innerhalb der Arten, auch als genetische Diversität bezeichnet, bisher der umfassenden Betrachtung und Berücksichtigung bei Managementmaßnahmen. Viele in dem Buch behandelte Konzepte, Methoden und Phänomene sind im Naturschutz bekannt und werden als wichtig erachtet. Dazu gehören der Heterozygotiegrad einer Population als Maß der Anpassungsfähigkeit an Umweltveränderungen, die Identifizierung von Einzeltieren oder die Populationsgrößenbestimmungen mit nicht invasiven Proben (z.B. Kot), der Nachweis von Wolfrissen durch Speichelanalyse, Inzuchtphänomene, die Betrachtung evolutiv wichtiger Einheiten (ESUs), die geographische Gliederung von Populationen, Genfluss, Barriereeffekte, Herkunftsbestimmungen von Individuen, Hybridisierung, Barco-ding oder der Nachweis von seltenen oder kryptischen Arten durch DNA-Spuren in Umweltproben. Auf Grund der methodischen Komplexität und der hohen Kosten wurden die genetischen Methoden zur Unterstützung von Entscheidungen oder zur Lösung von Managementfragen jedoch bisher wenig angewandt. Im vorliegenden Buch werden die Methoden der Naturschutzgenetik und ihre praktische Anwendung ausführlich vorgestellt und mit guten Beispielen aus der Praxis untermauert. Genetisches Monitoring, d. h. die Beobachtung genetischer Veränderungen über die Zeit, wird ebenfalls in einem gesonderten Kapitel beschrieben und diskutiert. Gut dargestellt sind auch die unterschiedlichen genetischen Methoden und ihre derzeitigen Kosten. Neuere technologische Entwicklungen, die zu Kosteneinsparungen führen, und die Verfügbarkeit von kommerziellen Anbietern zur Durchführung der Laborarbeiten lassen jedoch hoffen, dass genetische Analysen im Naturschutz bald eine weitere Verbreitung finden werden.
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