Kriegserfahrung Und Nationale Identität. Abrechnungsprozesse In Europa Nach 1945.internationale Konferenz Des Sonderforschungsbereichs 437 »kriegserfahrungen« Der Universität Tübingen In Zusammenarbeit Mit Dem Forum Scientiarum In

摘要

Die Gesellschaften der europäischen Staatenwelt sind in ihren nationalen Identitäten stark durch die Kriegserfahrungen im Zweiten Weltkrieg geprägt. Kriegs-narrative trugen wesentlich zu Gründungsmythen von Nachkriegsstaaten bei, dienten im Prozess des >nation-building< ab 1945 als Legitimation für bestimmte gesellschaftliche oder politische Strukturen und definierten das nationale Selbstempfinden. Zentral für diese Entwicklung waren jedoch nicht nur die Erfahrungen im Krieg, als Aggressormacht oder als Besatzungsopfer, sondern auch die juristische und gesellschaftliche Abrechnung mit den Tätern in der unmittelbaren Nachkriegszeit. In jedem europäischen Staat entwickelte sich also ein spezifischer Umgang mit der Erinnerung an erlittene oder ausgeübte militärische Gewalt und der Besat-zungs- und Befreiungserfahrung. Dabei sind drei aufeinanderfolgende Phasen zu unterscheiden. Unmittelbar nach der Befreiung von der nationalsozialistischen Herrschaft kam es zur strafrechtlichen Abrechnung. Diese wurde in der Regel von den Alliierten angestoßen und zum Teil von diesen auch durchgeführt.