Juli 1914

摘要

Es wird nicht viele deutsche Historiker geben, die sich wie Gerd Krumeich über Jahrzehnte hinweg immer wieder so engagiert mit dem Ersten Weltkrieg auseinandergesetzt haben. Neben Verlauf und Folgen haben ihn dabei auch die Ursachen des Krieges beschäftigt, so bereits in der in den 1970er Jahren geschriebenen Dissertation zur französischen Rüstungspolitik 1913/14. In der Einleitung seines neuen Buches über den Kriegsausbruch wird deutlich, dass der Schüler Wolfgang J. Mommsens die Ansätze Fritz Fischers und seiner Anhänger, die zur Zeit seines Promotionsprojektes die Diskussion um 1914 prägten, im Kontext der politischen Kultur der 1960er Jahre würdigt, aber inzwischen für wissenschaftlich völlig veraltet hält: »Die Arbeiten Fritz Fischers und vieler seiner Schüler, die so stark negativ fasziniert waren von der deutschen Politik, dass die Akteure der anderen Nationen vielfach zu reinen Silhouetten wurden, sind wirklich überholt, nur noch Zeugnisse für einen überwundenen Moment der Geschichte unserer Republik« (S. 11). Wenig übrig hat Krumeich auch für jede Art von Anachronismus bei der Beschreibung der Vergangenheit: »Es muss das gelingen, was das Ethos der Geschichtswissenschaft ist, nämlich die Menschen von 1914 aus ihrer Zeit heraus zu verstehen und sie nicht nachträglich mit unserem Wissen um die Dimensionen des totalen Krieges zu befrachten« (S. 8 f.). Die Forderungen nach international vergleichender Forschung und danach, »die Emotionen aller Beteiligten ernst zu nehmen« (S. 13), sind weitere Leitprinzipien, denen sich Krumeich bei seiner Untersuchung verpflichtet fühlt.