Krisenerfahrung und Bewältigungsstrategien des Johanniterordens nach der Eroberung von Rhodos 1522

摘要

Als der osmanische Sultan Süleyman I. im Dezember 1522 die Insel Rhodos eroberte, endete eine über zweihundertjährige Landesherrschaft des Johanniterordens, und der Orden verlor mit der Insel seine einzige souveräne Herrschaft. Mathis Mager beleuchtet in seiner Dissertation die Zeit zwischen dem Abzug der Ordensritter von der Insel Anfang 1523 und der Verlegung des Herrschaftssitzes nach Malta im Jahr 1530. Gerade diese Übergangsphase als »herrschaftslose Zeit« (S. 291) stelle in der Geschichtswissenschaft ein Desiderat dar, denn die bisherige Forschung habe die Geschichte des Johanniterordens in den 1520er Jahren lediglich als »kurzzeitige Schwächephase« (S. 17) identifiziert, ohne auf die existen-zielle Bedrohung für den Orden einzugehen. Damit sei die Forschung der ordens- eigenen Historiografie gefol eine Sichtweise, die Mager durch das Heranziehen von »sämtliche[n] relevanten Quellen zur Wahrnehmung dieser Krisenzeit« (S. 17) korrigieren möchte. Auch wenn er dieses ambitionierte Ziel später selbst ein wenig relativieren muss (S. 39), bleibt eine erstaunliche Fülle ungedruckter und gedruckter Quellen, die er für seine Arbeit herangezogen hat. Neben zahlreichen Funden aus dem Ordensarchiv der Johanniter auf Malta wurden Chroniken und Flugblätter, Augenzeugenberichte sowie ein umfangreicher Briefverkehr ausgewertet. Spannende Einblicke gewähren dabei vor allem die Korrespondenz des Großmeisters Philippe Villiers de l'Isle Adam oder die Beschreibungen des Ordensritters Georg Schilling von Cannstatt. Ausführlich geht Mager auf die vier ordensinternen Chroniken ein, die zwischen 1523 und 1525 entstanden und über die Belagerung und den Verlust von Rhodos berichten (Jacobus Fontanus, De bello Rhodio libri tres; Jacques de Bourbon, La grande et merveilleuse et tres cruelle oppugnation de la noble rite de Rhodes; Thomas Guichard, Oratio habita ab eloquentissimo viro; Simon Iselin: Brief über den Fall von Rhodos). Gerade diese Chroniken dienten als Propaganda, um der Krisensituation zu begegnen, und ihre Schilderungen prägen bis heute die Ordensgeschichte der 1520er Jahre.