Völkerrechtliche Aspekte bewaffneter Konflikte

摘要

Der Aufsatz untersucht einige Kernprobleme des Kriegsrechts anhand von Ereignissen der jüngeren Vergangenheit. Zunächst wird der Blick auf das jus ad bellum gelenkt, das Recht zum Kriege, das auf Grund des Gewaltverbots der Charta der Vereinten Nationen zu einem jus contra bellum mutiert ist. Der Kosovo-Krieg löste eine heftige Debatte über die Zulässigkeit der humanitären Intervention aus, der 11. September 2001 lenkte die Aufmerksamkeit auf Selbstverteidigung gegen terroristische Angriffe, und die bewaffnete Intervention amerikanischer und britischer Truppen im Irak hat das Thema „präventive Selbstverteidigung“ in den Vordergrund gerückt. Das jus in bello hat vor allem durch die Behandlung der Gefangenen in Guantánamo neue Aktualität erfahren. Mit der Schaffung des Internationalen Strafgerichtshofs haben sich im übrigen die Rechtsfolgen bewaffneter Konflikte dramatisch verschärft. Die Befugnisse einer Besatzungsmacht sind geschrumpft; ihnen steht heute das Recht der Bevölkerung des besetzten Landes auf Selbstbestimmung gegenüber. The article examines a number of key issues of international humanitarian law against the backdrop of occurrences of the recent past. A first section is devoted to jus ad bellum, the law governing recourse to war, which on account of the principle of non-use of force to the UN Charter has become a jus contra bellum. The Kosovo war unleashed a vivid debate on the permissibility of humanitarian intervention, the tragedy of 11 September 2001 focused attention on self-defence against terrorist attacks, and the Anglo-American intervention in Irak has now put to the forefront the issue of preventive or pre-emptive self-defence. Jus in bello has risen to actual relevance in connection with the treatment of the prisoners held in Guantánamo. On the other hand, the consequences of war have undergone dramatic changes through the establishment of the International Criminal Court. The powers of an occupation force have shrunk; today, they are confronted by the right to self-determination of the people of the country under occupation. Christian Tomuschat, Professor für Öffentliches Recht, insb. Völker- und Europarecht an der Humboldt-Universität Berlin, Unter den Linden 6, 10099 Berlin