Strukturen können Orientierung und Halt geben, Verbindungen zwischen Einzelteilen zeigen und - versteht man sie als Rahmen -sogar Freiräume eröffnen. Bezogen auf Städte stellt sich die Frage: Wie flexibel sind ihre Bausteine? Im Kontext von Energiewende und Mobilitätswandel wird klar: Selbst etablierte Strukturen wie unser Energieversor-gungs- und Verkehrswegenetz, beides oft raumprägende Infrastruktur, verändern sich grundlegend. Unter den wachsenden Städten in Deutschland gibt es einige, die sich trauen, offen über eine passende Stadtstruktur für die kommenden Jahrzehnte nachzudenken. Statt in Einzelprojekten zu denken und beispielsweise hier und da einen neuen Stadtteil „anzubauen", geht es dabei darum, einen Schritt zurückzutreten und sich die Gesamtstadt als Landschaft anzuschauen, sie zu erkunden und das scheinbar Unflexible auf den Prüfstand zu stellen. Ziel ist nicht eine neue statische Struktur, sondern ein intelligenter Rahmen, der Orientierung schafft. In diesen Prozessen spielen vielerorts Landschaftsarchitekten eine neue Rolle. In enger Zusammenarbeit mit Stadtplanern, Architekten und Verkehrsplanern bringen sie Entwurfswissen zu Zusammenhängen, Dynamiken und Maßstabssprüngen ein. Dabei hilft, dass sich ein landschaftlicher Blick auf den Raum der Intuition bedient und das Ganze als Bild erkennen und ausdrücken kann. Das ist in vielen Städten in den vergangenen Jahren oft in den Hintergrund getreten. In Freiburg im Breisgau beispielsweise sind international beachtete neue Stadtteile wie Vauban entstanden und es werden weitere Stadtteile nach strengen Nachhaltigkeitskri-terien entwickelt. Den Blick auf das Gesamte wagt die Stadt jedoch erst mit dem Perspektivplan Freiburg. Das alles passiert nicht im stillen Kämmerlein, sondern im Dialog mit der Freiburger Stadtgesellschaft. Anders als bei einer formalen Planung lebt der informelle Plan vom Verständigungsprozess, denn es ist essenziell, dass möglichst viele die gemeinsam entwickelten Ideen vertreten, weitertragen und sich auch auf unterschiedlichen politischen Ebenen für ihre Umsetzung einsetzen. Und so ist es ein großer Erfolg, wenn eine Schlüsselperson nach der intensiven Diskussion stadtstruktureller Szenarien für Freiburg sagt: „Vor meinem inneren Auge entstehen drei völlig unterschiedliche Städte" (siehe Skizzen rechts).
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