„Die Natur will dich zurück", mit diesem Slogan wirbt ein großes Verlagshaus für seine neue Zeitschrift für männliche Smartphone-Besitzer, die in schicken Szene-Vierteln deutscher Metropolen wohnen, einen Computer-Job haben, aber tief in ihrem Inneren verborgen den Wunsch hegen, im Wald einen Bären zu erlegen, ein Kanu zu bauen, oder Pfeil und Bogen zu schnitzen. Naja, oder zumindest am Lagerfeuer zu sitzen und darüber zu reden. Dort, wo die ersehnte Naturnähe möglich wäre, die sich diese hippen Städter wünschen, im Thüringer Wald oder im Erzgebirge zum Beispiel, wünscht man sich eher, ein bisschen mehr Smartphone und ein bisschen weniger Lagerfeuer zu sein. Der Architekt Peter Haimerl analysiert, dass sich die Bevölkerungszusammensetzung zum Beispiel im Bayerischen Wald garnicht so sehr von einer Großstadt unterscheide. Auch die Bayerwaldler schnitzen also nicht den ganzen Tag Wurzelmännchen, sondern arbeiten in Hightech-Firmen und gehen abends vielleicht in ein Konzert. Daher nut- zen Kleinstädte und Dörfer die zahlreichen Fördertöpfe, um Anschluss an die größeren Nachbarn zu halten, den Ort vielleicht sogar attraktiv für neue Bewohner zu machen, oder zumindest die jetzigen nicht zu verlieren. Auch Landesgartenschauen mit ihren zahlreichen Möglichkeiten der Fördergelderakquise machen jedes Jahr aus mehr oder weniger bekannten und unbekannten Orten quer durch Deutschland Besuchermagnete für ein halbes Jahr, und sie alle hoffen, durch die Transformation von Brachen in neue Parks und Stadtteile einen Impuls für die Stadtentwicklung gegeben zu haben. Strukturförderung rückt die Blümchen in den Hintergrund, man hofft auf weitere private Investitionen als Sidekick der Schau. Und auf Smartphone-Besitzer, die gar nicht so gern direkt im Wald wohnen, sondern lieber über ihn lesen.
展开▼