Zeitlosigkeit und Vergänglichkeit (in) der Psychoanalyse

摘要

Der Autor zeigt, dass das psychoanalytisch zugängliche Unbewusste keineswegs zeitlos ist. Freuds „zeitloses Unbewußtes“, das von ihm selbst und seinen Nachfolgern zudem ontologisiert wurde, erweist sich aus seiner Sicht als Fiktion mit negativen Folgen. Mit der Annahme zeitloser Primärvorgänge würde die Psychoanalyse als Therapie selbst den Ast absägen, auf dem sie sitzt. Statt, wie oft üblich, der „objektiven“, linearen Zeit die zyklische persönliche Zeiterfahrung gegenüberzustellen, schlägt der Autor vor, von der „Emergenz der erlebten Zeit“ zu sprechen und die „neuen Augenblicke“ der Begegnung in der therapeutischen Situation – die Bedeutung des günstigen Augenblicks für die Veränderung im Gegensatz zur zyklischen Wiederholung der Übertragung – in den Mittelpunkt der therapeutischen Aufmerksamkeit zu stellen. Für das Verständnis und den therapeutischen Zugang zu Störungen der Zeitwahrnehmung bleibt die Kenntnis unbewusster Konflikte und Abwehrvorgänge entscheidend.