Als vor wenigen Tagen der erste autonom fahrende Serien-Lkw auf einer deutschen Autobahn fuhr, ging das zwar durch alle Medien, aber das Interesse schien alsbald wieder drängenden politischen Fragestellungen und Konflikten zu weichen. Dabei ist das, was sich auf der Autobahn A8 zwischen Denkendorf und Stuttgart ereignete, einerseits sensationell, andererseits auch nur die logische Konsequenz der technologischen Entwicklung. Schon seit Jahrzehnten versorgen führerlose Transportsysteme in modernen Großbetrieben und Warenlagern völlig autonom ihre Dienste und fahren wie von Geisterhand gesteuert durch die Betriebe. Radar- und Ultraschallsensoren verhindern dabei Kollisionen mit Mensch und Material. Warum das Ganze nicht auf Autobahnen und Fernstraßen erweitern? Die Mikroelektronik macht fast alles möglich. Jedes Smartphone ist heute in seiner Rechenleistung tausendfach leistungsfähiger als es die Computer der NASA bei der Mondlandung waren. Und so erleichtern Fahrerassistenz-Systeme dem Trucker von heute schon die Arbeit. Sein Fahrzeug bremst rascher und zuverlässiger vor Hindernissen und voraus fahrenden Lkw als er es vermag. Das Fahrzeug schlägt Alarm, wenn er seine Spur unmotiviert verlässt, und das Getriebe schaltet und regelt die Geschwindigkeit, weil es dank GPS und gespeicherter Topografiedaten weiß, wann eine Steigung oder ein Gefälle kommt-und das lange, bevor der Lkw-Lenker überhaupt eine Ahnung davon hat. Dass ein ,Highway Pilot' nun in der Lage ist, sich in den fließenden Verkehr einzuordnen und Fahrzeuge vor und neben sich zu erkennen, ist eigentlich nur ein kleiner Schritt. Aber entscheidend ist: Das System kann den Lkw auf Autobahnen zwar selbst steuern - der Fahrer bleibt aber voll verantwortlich, muss den Verkehr jederzeit überwachen und auch jederzeit eingreifen können, auch wenn er es rein technisch gesehen, gar nicht mehr müsste. Der,Highway Pilot' ist also vergleichbar mit einem Autopiloten, wie er in Flugzeugen üblich ist. Nun fragt man sich natürlich, was der Sinn des Ganzen ist. Ein Arbeitsplatz kann so natürlich nicht eingespart werden. Die Daimler AG, die ihren autonomen Actros über die Autobahn fahren ließ, sieht gleich mehrere Vorteile: Die Sicherheit nehme zu, weil das System nie müde und unaufmerksam würde. Ferner werde die Effizienz durch optimales Schalten, Bremsen und Beschleunigen erhöht und letztlich werde der Arbeitsplatz hinter dem Lenker durch andere, anspruchsvollere Aufgaben attraktiver.
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