Landschaftsveränderungen werden häufig mit der Begründung problematisiert, sie schadeten dem Tourismus. Dies ist etwa beim Rohstoffabbau (Artukovic et al.2017) oder dem Ausbau von Windkraftanlagen der Fall (Aschenbrand & Grebe 2018) . Auch Kritiker des Nationalparks Bayerischer Wald beklagen eine „Zerstörung" des Waldes durch Borkenkäfer mit negativen Auswirkungen für die Region und den Tourismus (Bürgerbewegung zum Schutz des Bayerischen Waldes 2017). Zwar teilen längst nicht alle Einheimischen die Positionen der Kritiker, wie Liebecke et al. (2008) am Beispiel des Nationalparks Bayerischer Wald aufzeigen. Dennoch gelingt es den Protestierenden regelmäßig, erhebliche mediale Aufmerksamkeit zu erzeugen und auch in der kommunalen Politik Gehör zu finden. Dies zwingt betroffene Schutzgebietsverwaltungen, sich mit dem Thema zu beschäftigen.Troubled country - National parks versus conservation, tourism, and local acceptance Führen ungestörte Abläufe natürlicher Prozesse in Nationalparks zu einer Zerstörung von Kulturlandschaft und deren Wert für Erholung und Tourismus oder entsteht auf diesem Weg eine neue, „bessere" Natur, deren Wert durch die Anwesenheit seltener Arten bezeugt wird? Die Geschichte des Nationalparks Bayerischer Wald zeigt, dass ein großflächiger Naturschutz zu lokalen Akzeptanzproblemen führen kann. Im Fokus stehen dabei insbesondere die landschaftlichen Auswirkungen natürlicher Störungen. Hier stellt sich die Frage, ob landschaftliche Veränderungen den Tourismus beeinflussen, denn die touristische Anziehungskraft von Nationalparks ist eines der Hauptargumente, mit denen Nationalparkverwaltungen ihren Beitrag zur Regionalentwicklung belegen.Der Beitrag analysiert unterschiedliche landschaftsbezogene Bewertungen von Störungsereignissen im Nationalpark Bayerischer Wald und betrachtet dazu Leserbeiträge in Lokalzeitungen und sozialen Medien in Verbindung mit natur- und sozialwissenschaftlichen Forschungsergebnissen. Dabei legt eine sozialkonstruktivistische Perspektive auf die Bedeutung von Landschaft nahe, die Akzeptanzprobleme von Landschaftsveränderung in Schutzgebieten als lokales Phänomen zu behandeln, das aber bei Umsetzung einer passenden Kommunikationsstrategie in der Regel kein Problem für die Tourismuswirtschaft darstellt.Does allowing the undisturbed flow of natural processes in national parks lead to the destruction of the cultural landscape and its value for recreation and tourism, or does it result in a new, "better" nature whose value is attested by the presence of rare species? The history of the Bavarian Forest National Park shows that extensive nature conservation can lead to local acceptance problems. In particular, the main focus is on the landscape effects of natural disturbances. This raises the question of whether landscape changes affect tourism, because the tourist appeal of national parks is one of the main arguments with which national park administrations substantiate their contribution to regional development.This article analyses different landscape-related assessments of disturbance events in the Bavarian Forest National Park and considers reader contributions in local newspapers and social media in conjunction with natural and social scientific research results. A socio-constructivist perspective suggests the importance of landscape in treating the acceptance problems of landscape change in protected areas as a local phenomenon, but that does not usually represent a problem for the tourism industry when implementing a suitable communication strategy.
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