NS-Dokumentations-zentrum in München -Kontrapunkt am Königsplatz

摘要

Seit Jahrzehnten gefordert, wurde es nun endlich eröffnet: das Dokumentationszentrum zur Geschichte des Nationalsozialismus in München. Gründungsdirektor dieses „Lern- und Erinnerungsortes" in der Maxvorstadt ist Winfried Nerdinger, der frühere Leiferdes Münchner Architekturmuseums. Verdrängte Geschichte Ausgerechnet München, das nach dem Ersten Weltkrieg die Keimzelle des Nationalsozialismus (NS) war und deshalb 1935 von Hitler den Titel „Hauptstadt der Bewegung" erhielt, ausgerechnet München hat sich sehr spät mit seinem NS-Erbe auseinandergesetzt, viel später als Berlin, Hamburg, Köln oder Nürnberg. Zwar war bereits 1976 im Münchner Stadtmuseum eine große Ausstellung zum Thema „Widerstand und Verfolgung 1933-1945" zu sehen, doch dieser Ball der Verfolgtenverbände wurde von offizieller Seite nicht aufgenommen. Nach einer zweiten, allerdings missglückten Ausstellung zur „Hauptstadt der Bewegung", 1993 wiederum im Stadtmuseum gezeigt, kam das Thema erst seit 2000 wieder in Gang. Auslöser war vor allem der Architekturhistoriker Winfried Nerdinger, der München mehrfach als „Hauptstadt der Verdrängung" angeprangert hatte. Doch dauerte es noch weitere 15 Jahre, bis nun das NS-Dokumenta-tionszentrum endlich eröffnet wurde: am 30. April, exakt siebzig Jahre nach der Befreiung Münchens durch die US-Armee. Diese extreme Verspätung ist umso erstaunlicher, als München seit dem Krieg fast durchgehend von Sozialdemokraten regiert wurde, unter denen sich auch Leute des Widerstands und zurückgekehrte Emigranten befanden. Doch wie in vielen deutschen und österreichischen Städten wurde auch in München mit den NS-Tätern „eine Art Burgfrieden" (Nerdinger) geschlossen, weil man sie für den Wiederaufbau benötigte.