David Adjaye in einer Münchner Ausstellung David Adjaye exhibition in Munich

摘要

Mit einer ebenso opulenten wie überzeugenden Ausstellung, die anschließend nach Chicago an das Art Institute wandern wird, würdigt das Münchner Haus der Kunst das bisherige Werk des britischen, aus Ghana stammenden Architekten David Ad j aye. Der 1966 in Tansania als Sohn ghanaischer Diplomaten geborene David Adjaye ist ein Architekt der Stunde. Er baut zwar inzwischen auf vier Kontinenten, doch überzieht er den Globus nicht mit stereotypen „Markenzeichen" eines Stils. Während andere dies bloß behaupten, entwickelt er seine Entwürfe aus dem Kontext der jeweiligen Aufgabe. Die angemessene Reaktion auf die unterschiedlichen geogra-fischen und klimatischen Bedingungen in Europa, Asien oder Afrika ist ihm ein zentrales Anliegen, was sich vor allem in der konträren Lichtführung ausdrückt. Wie die Ausstellung unter dem etwas lakonischen Titel „Form, Gewicht, Material" zeigt, ist bei Adjaye auch die soziale Verantwortung kein Lippenbekenntnis. Ein besonders eindrückliches Beispiel ist die seit 2013 im Bau befindliche Seidenweberei im indischen Varanasi: Dieses lang gestreckte Gebäude, dessen Struktur an Le Corbusier erinnert, soll nicht nur die Tradition der Handweberei bewahren, sondern durch sein Raumprogramm auch als Bürgerzentrum dienen - unter anderem mit einer Kinderkrippe, einer Schule und einem geschützten Bereich für Frauen. Als Treffpunkt für Hindus und Muslime soll die Fabrik nicht zuletzt zur sozialen Verständigung beitragen. Sein erstes Bauwerk hat David Adjaye 1998 vollendet, das „Elektra House" in London, ein Wohnhaus mit Atelier, das durch seine Dialektik von geschlossener, skulptural ausgebildeter Straßenfront und verglaster Gartenseite den Architekten schlagartig bekannt machte. Dies war der Beginn seiner erstaunlichen internationalen Karriere. Zu den Höhepunkten zählen die fünf öffentlichen Gebäude in London, darunter das Bildungszentrum „Idea Store" aus dem Jahr 2005 im prekären Stadtteil Whitechapel. Herausragend ist auch die 2010 fertig gestellte Hochschule für Management in Moskau, die von der Gestalt einer afrikanischen Skulptur inspiriert wurde und zugleich die sowjetische Avantgarde anklingen lässt. Im Mittelpunkt der Schau steht zu Recht das Nationalmuseum für afroamerikanische Geschichte und Kultur in Washington, das 2016 eröffnet werden soll. Im Regierungsviertel gelegen, stellt es nicht nur ein politisches Statement dar, sondern durch seinen markanten dreistufigen „Dachkranz" auch ein ästhetisches Wahrzeichen. Die Ausstellung breitet das Werk von David Adjaye in allen Facetten aus. Neben vielen Skizzenbüchern, dem „Materialverzeichnis" in einem hohen Regal und Fassadenmustern sind vor allem schöne Modelle der Bauten zu sehen. Im Bereich „Lebensräume" faszinieren die einheitlich weißen Modelle im Maßstab 1:50, wodurch sich die Wohnhäuser vergleichen lassen. Bei den öffentlichen Bauten hingegen umspielen unterschiedlich große Fotos zusammen mit dokumentarischen Filmen das Thema einer jeden Aufgabe. Während andernorts Architektur mit allerhand Gags vorgestellt wird, überzeugt die Präsentation im Haus der Kunst durch Professionalität. Weniger Qualität hätte die Partnerschaft mit Chicago auch gar nicht zugelassen.