Die Sauna gehört zur finnischen Kultur wie der Chorgesang und der Tango. Kürzlich wurde in Helsinki ein beispielgebendes Pilotprojekt fertig gestellt: die öffentliche Saunalandschaft „Löyly", die seither schon unzählige Besucher angezogen hat. Seit nunmehr dreißig Jahren urbanisiert Helsinki die riesigen Flächen seines früheren Westhafens. Der neue Stadtteil Ruoholahti mit der Metrostation ist bereits fertig gestellt, das benachbarte, weit größere Quartier Jätkäsaari bis auf weiteres eine große Baustelle. Aber auch auf Hernesaari, der dritten Halbinsel, hat der Umbau schon begonnen. Wo sich derzeit noch Lager- und Werfthallen erstrecken, sollen künftig hochwertige Wohnbauten entstehen. Vor ihnen, zur offenen Ostsee hin, ist ein lang gestreckter Uferpark geplant. Als Vorreiter dieses zentrumsnahen Freizeitbereichs wurde vor einigen Monaten „Löyly" eröffnet, eine öffentliche Sauna, die wie ein Kristall aus Holz am Meeresrand liegt und auf Anhieb zu einem Besuchermagneten wurde. Der Name Löyly ist mit „Aufguss-Sauna" zu übersetzen. Welche Bedeutung das Saunen in Finnland hat, zeigt eine Zahl: Bei 5,4 Millionen Einwohnern gibt es rund 3,3 Millionen Heißluftbäder. Früher waren öffentliche Saunen die Regel, doch mit wachsendem Wohlstand wurden in neue Wohnungen zunehmend Privatsaunen eingebaut. Als „Urbane Sauna" will Löyly nun dazu beitragen, den Trend umzukehren. Die Initiative ging von der Stadt Helsinki aus, Bauherren waren ein Schauspieler und ein grüner Parlamentarier. Der Entwurf stammt von den noch jungen, aber bereits profilierten Avanto Architects, wie das von Ville Hara und Anu Puustinen geführte Büro heißt. Mit dem Thema waren sie vertraut: Im finnischen Pavillon auf der Weltausstellung 2010 in Shanghai hatten sie die Mustersauna „Kyly" (das karelische Wort für Bad) realisiert.
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