'Visionäre und Alltagshelden': eine Ausstellung in Salzburg

摘要

Der herausragenden, jedoch meist nicht breitenwirksam wahrgenommenen gesellschaftlichen Bedeutung und Innovationskraft von Ingenieuren im Bauwesen gibt die Ausstellung „Visionäre und Alltagshelden. Ingenieure - Bauen - Zukunft" eine seit langem fällige Bühne. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind für unsere Zivilisation unentbehrlich, doch so lange der Alltag funktioniert, nehmen wir sie nur beiläufig wahr. Sie sind gesucht wie schon lange nicht mehr, dennoch fehlt uns die präzise Vorstellung davon, was sie eigentlich tun: Es sind die Ingenieure des Bauwesens, denen die Kammer der Ziviltechnikerinnen Oberösterreich und Salzburg in Kooperation mit der Initiative Architektur in Salzburg eine Ausstellung widmet, die einige Wissenslücken schließen wird. Die aus einer Kooperation des Oskar von Miller Forums München mit dem Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW entstandene Schau wird erstmals in Österreich gezeigt und durch die Erinnerung an Pioniere des Salzburger Tunnelbaues ergänzt. Die Ausstellung ist zweigeteilt: In den Räumen der Initiative Architektur in der Sinnhubstraße werden aktuelle Bei- spiele herausragender Ingenieurleistungen dokumentiert. In drei Themenbereiche -Transport und Mobilität, Wasser und Energie sowie Raum und Hülle - gegliedert, erzählen Fotos, Graphiken, Modelle und Videos die Entstehungsgeschichten der vielen innovativen Schlüsselprojekte und erläutern deren technische Besonderheiten in knapper, auch für Laien verständlicher Form. Gleichzeitig schenkt dieser Teil jenen technischen Neuerungen Beachtung, die als Voraussetzung der jeweiligen Entwicklung notwendig waren und stellt schließlich auch die zentrale Frage nach ihrem gesellschaftlichen Nutzen. Die von einem Expertenbeirat unterstützte Auswahl der weltweit verorteten Objekte steckt nicht zuletzt jene Felder ab, in denen heute und wohl auch in Zukunft der größte Innovationsbedarf besteht. Der Ansatz, Ingenieursleistungen nicht isoliert für sich, sondern als Teil eines großen zivilisatorischen Netzes zu sehen, wird im Foyer des Kammerstandortes am Gebirgsjägerplatz auch gestalterisch eindrucksvoll hervorgehoben. Die Entwicklung des Berufsstandes vom Militäringeni- eur über den „civil engineer" bis hin zum heute lebenden und arbeitenden Ingenieur wird am Beispiel wichtiger Protagonisten - es sind nur vier Frauen darunter! -in der Form eines Messfeldes gezeigt. Jede Persönlichkeit stellt mit ihrem Werk einen Messpunkt dar, der mit anderen in direkt projektbezogener oder etwas entfernterer, durch Linien am Boden symbolisierter Verbindung steht. Damit wird die nicht erst in unserer Zeit entdeckte Notwendigkeit zum interdisziplinären Austausch ebenso veranschaulicht, wie die Inspiration, die aus jeder Entwicklung den Antrieb für weiteren Fortschritt generiert. Der Ausstellungskatalog folgt der Zweiteilung der Schau in einen entwicklungsgeschichtlichen und einen thematisch gegliederten Teil und verleiht ihr mit zahlreichen Essays zusätzliche Tiefe. Ein Rahmenprogramm mit Vortragstiteln wie „Der Baugrund als Risiko. Bemerkenswerte Erfolge und katastrophale Fehlschläge bei internationalen Großbauprojekten" unterstreicht ein weiteres Mal die gesellschaftliche Relevanz des Gezeigten.