Der Prinz wolle sich »durch persönliche Erfahrung diesem neuen Gebiete menschlicher Erfindung nähern«. Deutsche Zeitungsleser staunen im Jahr 1910 nicht schlecht über diese Meldung. Die Rede ist von Prinz Heinrich von Preußen, dem jüngeren Bruder des Kaisers. Heinrichs Leidenschaft für Sport und Technik ist zwar bekannt, aber dass der Großadmiral sich der blutjungen Fliegerei zuwendet, überrascht dann doch. Zu dieser Zeit gibt es in Deutschland zwei renommierte Fluglehrer: Hans Grade in Bork bei Potsdam und August Euler auf seinem Werkflugplatz »Griesheimer Sand« bei Darmstadt. Der Prinz geht zu Euler, der auf einem eigenen Produkt schult - dem »Militär-Doppeldecker«. Seinem hoheitlichen Flugschüler bleibt nichts erspart. Erst mal ausführlich Theorie, eine Woche lang. Eulers neue Schulmaschine ist bereits doppelsitzig. Schon bald nach dem Einweisungsflug sitzt der Prinz allein in der Maschine: Rollen, Springen, erste Geradeausflüge, harte Landungen samt gedämpftem Anpfiff des Lehrers ... Dann folgen die ersten Platzrunden zur Vorbereitung auf die Prüfung. Am 19. November 1910 ist es so weit. Prinz Heinrich erhält das deutsche Flugzeugführerpatent Nummer 38. Mit seinen 48 Jahren ist er damals der älteste geprüfte Pilot der Welt. 1912 ruft Prinz Heinrich zur »National-Flugspende« auf, die den deutschen Flugzeugbau auch finanziell mächtig in Schwung bringen wird.
展开▼