Von der sozialen Marktwirtschaft zur dirigistischen Planwirtschaft und wieder zuruck - 50 Jahre Europaische Gemeinschaft fur Kohle und Stahl aus Sicht der deutschen Stahlindustrie

摘要

Die wichtigste Errungenschaft der Europaischen Gemeinschaft fur Kohle und Stahl (EGKS) ist -ungeachtet der sicher nicht zu' unterschatzenden volkswirtschaftlichen Gesamtvorteile fur Europa - nicht im wirtschaftlichen, sondern im politischen Bereich zu finden. Die mit den Jahrzehnten zunehmende Integration und die daraus resultierende interkulturelle Verstandigung haben Europa dauerhaften Frieden und allgemeinen Wohlstand gebracht. Die heutigen politischen Strukturen der Europaischen Union sind von den Visionen der Grundungsvater des EGKS-Ver-trages entscheidend gepragt. Die EGKS ist die Keimzelle der Europaischen Gemeinschaften. Die Vertreter der deutschen Stahlindustrie betrachten deshalb auch nicht die Grundung und das entworfene Vertragswerk selbst als einen schwerwiegenden Fehler, ganz im Gegenteil, sondern vielmehr die Verletzung des Geistes und des Inhaltes des Vertrages insbesondere Ende der 70er und zu Beginn der 80er Jahre: Solange die Markte expandierten, fanden die Pfeiler der EGKS -keine Zolle und Kontingente, keine Subventionen, keine Diskriminierung und eine gemeinsame Aussenhandelspolitik - hinreichend Berucksichtigung. Als jedoch das Wachstum langerfristig nachliess und die Verteilungskampfe harter wurden, wurden diese Grundentscheidungen immer mehr missachtet, und das Gewolbe der EGKS drohte einzu-brechen. Die europaische Stahlindustrie geriet in eine schwere Krise, aus der sie sich endgultig erst in den 90er Jahren befreien konnte. Sie hat sich die heute im internationalen Vergleich ausserst wettbewerbsfahigen Strukturen muhsam erarbeitet. Hierfur muss-te sie allerdings mit dem sozialvertraglichen Abbau von mehr als 550000 Arbeitsplatzen einen hohen Preis zahlen.