Was genau haben Sie untersucht? Gemeinsam mit Sascha Riaz habe ich untersucht, wie sich die Flut in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz auf das Wahlverhalten bei der Bundestagswahl 2021 ausgewirkt hat. Uns interessierte besonders, ob die Grünen in stark betroffenen Gebieten bessere Wahlergebnisse erzielen konnten. Warum hat Sie das interessiert? Die Grünen haben ihr bislang bestes Wahlergebnis erreicht. In den Medien wird dieser Erfolg oft darauf zurückgeführt, dass die Folgen des Klimawandels immer deutlicher werden, nicht zuletzt angesichts schwerwiegender Naturkatastrophen wie der diesj?hrigen Flut. Wie sind Sie vorgegangen? Wir haben die ?nderung des Stimmenanteils der Grünen in von der Flut betroffenen und nicht betroffenen Gemeinden miteinander verglichen. Zus?tzlich haben wir Umfragedaten ausgewertet, um zu messen, ob die Flut die Aufmerksamkeit für das Thema Klimaschutz ver?ndert hat. Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen? Die Flut hatte, wenn überhaupt, nur schwache Effekte auf die Aufmerksamkeit für das Thema Klimawandel und das Wahlergebnis der Grünen. Für die meisten Regionen im Flutgebiet finden wir keinen Zuwachs für die Grünen. Nur in extrem stark betroffenen Gebieten, insbesondere im Landkreis Ahrweiler, sehen wir leicht h?here Stimmenanteile für die Grünen. Wie erkl?ren Sie sich das? In Deutschland h?lt bereits eine gro?e Mehrheit der W?hler*innen den Klimawandel für ein ernstes Problem. Wenn viele W?hler*innen überzeugt sind, haben selbst schwerwiegende Ereignisse nur geringe Effekte. Zweitens kann es sein, dass Katastrophen bei den Bürger*innen zu geringerer Risikobereitschaft führen. Daher bevorzugen die Menschen eher etablierte Parteien, die Erfahrung mit Katastrophenbew?ltigung haben, und entscheiden sich gegen die Grünen, deren Klimaziele zwar ambitioniert sind, wo die Umsetzung jedoch mit Ungewissheit behaftet ist. Was folgt daraus? Der immer st?rker sichtbare Klimawandel muss nicht unbedingt zu steigender Popularit?t grüner Parteien führen.
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