Das letzte halbe Jahrhundert hat einen unvergleichlichen Siegeszug der Molekularbiologie erlebt, zu dem die Genomik, die molekulare Zell- und Entwicklungsbiologie, die Epigenetik sowie Erkenntnisse der Stammzellbiologie als tragende S?ulen beigetragen und die Biowissenschaften insgesamt in die sogenannte postgenomische ?ra geführt haben. Anstelle eines verengten Blicks in den Kern der Zelle und seiner DNA hat sich das Visier von Biologen auf eine sich dynamisch ver?ndernde Zellumgebung hin ge?ffnet. Wechselwirkungen zwischen molekularen,zellul?ren,organismischen bis hin zu ?kologischen Hierarchieebenen, stets aufw?rts und abw?rts interagierend (bottom-up und top-down), bestimmen das Bild postgenomischer Naturbetrachtung. Dieses erweiterte Gesichtsfeld führte einerseits weg von einem strikten Gen-gesteuerten Determinismus hin zu Systemdenken und zur Systembiologie. Zum anderen rückten auf diesem Weg wieder Lücken in der klassischen neodarwinistischen Lehre in den Fokus,die nach einer erweiterten Synthese der Standardlehre der Evolution rufen. So hat das neue Forschungsfeld Evo-Devo (Akronym für Evolutionary Developmental Biology) erstmals molekulare Mechanismen für die sprunghafte Entstehung von Merkmalen aufgezeigt, die die Grundlage für die Entstehung neuer Baupl?ne (Makroevolution) bildeten.
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