Das Material eines Geb?udes entscheidet über dessen Charakter. Wie wir Materialien wahrnehmen, entscheidet -neben unseren fünf Sinnen - allerdings vor allem unser Sinn für ?sthetik. Doch was wir als ?sthetisch empfinden, ist einem st?ndigen Wandel unterworfen:Trends kommen und gehen - mit ihnen auch unsere Sehgewohnheiten. ?sthetik ist kein konstantes Naturgesetz, sondern vielmehr eine bewusste Entscheidung, sich auf neue - oder auch alte - Erscheinungsbilder einzulassen. So k?nnen wir wieder lernen, die Sch?nheit eines Lehmbaus wahrzunehmen, die ergraute Patina einer Holzfassade zu genie?en oder uns auf die chaotische ?sthetik von Re-use-Projekten einzulassen - denn unsere aktuellen, auf Stahl, Glas und Sichtbeton gedrillten Sehgewohnheiten unterstützen uns nicht mehr auf dem Weg zu einer holistischen Architektur. Die Zeiten sind vorbei, in denen wir Baumaterialien allein aufgrund von Designaspekten w?hlen konnten, die Auswirkungen von Baustoffen auf Mensch und Umwelt müssen heute an erster Stelle stehen. In der aktuellen Think Factory zeigen wir die Zusammenh?nge von Material, Kultur, Umwelt und Gesellschaft auf - von ?sterreich bis Pakistan, über Frankreich bis in die Antarktis. Yasmeen Lari gew?hrt in einem Interview Einblicke in ihren gestalterischen Schaffensprozess sowie in ihre Visionen für die Zukunft der Architektur und verdeutlicht dabei die entscheidende Rolle von Baumaterialien in Sachen Klimaschutz und Gleichberechtigung. In einem Essay zeigt Michelle Howard aktuelle Prozesse der Materialforschung am Institut für Kunst und Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien auf und hinterfragt alteingesessene Strukturen. Der Future Talk von Linda Pezzei mit Roland Meingast besch?ftigt sich mit dem stiefmütterlich behandelten Material Lehm und diskutiert m?gliche Anwendungsbereiche. Das magdas Hotel in Wien von BWM Architekten demonstriert die materielle ?sthetik des Re-Use, gefolgt von einem Projekt in Leichtbauweise aus Holz und Textil am Ufer des Flusses Aix in Frankreich. Einen geographischen Sprung in die Antarktis vollzieht die Installation ?Home Memories" von balbek bureau und pr?sentiert damit einen neuen Umgang mit Materialit?t unter extremen klimatischen Bedingungen. Den Abschtuss macht Misha Nemkovs Auseinandersetzung mit den Zusammenh?ngen von Raum, Materie, Kommunikation und Zensur in der Rubrik Next Generation.
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