Phobische Neurose unter dem klinischen Bild multipler Unverträglichkeiten der Haut

摘要

Unter dem Überbegriff “Unverträglichkeitsreaktion der Haut” unterscheidet man heute eine Vielzahl an möglichen Reaktionsmechanismen, die toxischer, allergischer, pseudoallergischer oder auch psychosomatischer Natur sein können. In der vorgestellten Fallvignette wird eine Unverträglichkeitsreaktion vorgestellt, die jahrelang als “multiple Allergien” diagnostiziert wurde, der aber bis auf eine zurückliegende, dermatologisch nachvollziehbare Kontaktallergie auf ein Lokalanästhetikum eine Angststörung mit multiplen Phobien zugrunde lag. Anhand der Kasuistik mit 1-Jahres-Katamnese werden Hypothesen über Wirkfaktoren von Psychotherapie bei derartigen Unverträglichkeitsreaktionen mit Schlussfolgerungen für die Differenzialindikation diskutiert, wobei besonders neuere psychoneuroimmunologische Erklärungsansätze Berücksichtigung finden. Es zeigte sich, dass der Erfolg einer Psychotherapie bei der Patientin mit multiplen Unverträglichkeiten nicht nur in der Aufhebung einer falschen Kausalattribution und Behandlung der phobischen Ängste als vermeintlich allergische Symptome lag, sondern dass auch die zuvor erhobenen Befunde der Allergietestung nach der Psychotherapie nicht mehr replizierbar waren. Für die differenzielle Therapieindikation zur Psychotherapie wird der Dermatologe in der Regel vergeblich auf die Angabe von Ängsten warten, da die Patienten mit einer Angststörung dazu neigen, diese unbewusst auf die Furcht vor erneuten allergischen Reaktionen zu verschieben, um sich über diese einseitig somatische Kausalattribution vom Verdikt des psychischen Gestörtseins zu befreien. Die Indikation zu einer Fachpsychotherapie bei Patienten mit Unverträglichkeitsreaktionen und phobischem Selbststeuerungsdefizit sollte gestellt werden, wenn das Vermeidungsverhalten zu generalisieren beginnt und von den Patienten soziale Einschränkungen vorgenommen werden.