Jetzt mal Hand aufs Herz: Wer Pullun-der trägt, landet häufig in einer Schublade. Beschriftet etwa mit Nerd, Spießer, Großmutti. Höchste Zeit, mit diesen Vorurteilen aufzuräumen. So zeigen etwa Jil Sander, Dsquared2, Ganni und Luisa Cerano statt Körperbetonung und engem Armausschnitt neue, oversized Pullunder-Formen mit breiten Rollkragen sowie dicken Zöpfen. In Kombination zum Lederhemd, zum femininen Rock oder, als lässiger Stilbruch, zum scharfen Tailoring ein spannender Look. Mal Ton in Ton, mal als farbiger Kontrast als zweite Stricklage mit einem Pullover gepaart. Rückenwind kommt aber nicht nur von neuen Elementen, sondern vor allem über den Siebziger-Trend. Spießigkeit ist also keineswegs verboten. Im Gegenteil, gefragt ist Mut zu klassischen Mustern, zum Rundhals, zum tiefen V-Neck, zur Kombi mit der weißen Bluse, Breitcord oder Faltenrock. Richtig inszeniert wird der Pullunder zu einem saisonübergreifenden Allrounder und funktioniert im Winter über dünnem Strick, im Frühling über dem luftigen Leinenkleid, im Sommer solo getragen. Und für alle, die bei dem Stichwort Pullunder das Bild des Kabarettisten Olaf Schubert in seinem bunten Argyle-Look nicht aus dem Kopf kriegen - auch der hat seine Berechtigung -, gibt es dezentere Alternativen bis hin zu Pullovern, die so tun, als wären sie ein Pullunder. Etwa über unterschiedliche Strukturen an den Ärmeln, zu sehen beispielsweise bei FTC Cashmere. Auf Kleider mit Spitzenbesatz, der in seiner Form durchaus an einen Pullunder erinnert, setzt hingegen Gucci. Halten wir fest: Das vermeintliche Nerd-Teil hat viele Gesichter.
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