Macht es für den klassischen Handel noch Sinn, in die digitale Transformation zu investieren, oder sollte man den Tagesgewinn besser gleich in Aktien von Alibaba und Amazon stecken? Florian Heinemann: Rein finanziell gesehen wäre das in vielen Fällen wahrscheinlich die bessere Lösung. Bei der gegenwärtigen Marktdynamik dürften die wenigsten Händler mit ehrlichem operativen Geschäft im Handel in den kommenden zehn Jahren die gleiche Rendite erzielen, die mit Aktien der zehn größten Plattformen zu erreichen ist. Aber vielen Unternehmern geht es ja nicht nur um die Finanzen. Sie sind mit Leib und Seele Händler, Kaufleute, Unternehmer. Wer also nicht an der Börse investieren will, sondern lieber in die digitale Transformation, sollte welchen Weg einschlagen? Florian Heinemann: In jedem Fall muss man sich klarmachen, dass es ohne Investitionen nicht funktionieren wird. Obendrein funktioniert digitale Transformation nicht ohne eine brutale und emotionslose Analyse der eigenen Situation. Man muss sich ehrlich fragen, welche Positionierung für das eigene Geschäft langfristig potenziell Sinn macht. Dazu gehört die Frage, ob die digitale Transformation wirklich im Fokus stehen soll. Digitale Transformation ist ja immer der Versuch - um einen Gedanken von Matthias Schräder aufzugreifen - das eigene Bestandsgeschäft „zu elektrifizieren". Muss ich das zwangsläufig wirklich? Oder nehme ich mir ein anderes Betätigungsfeld vor und frage mich, was ich damit Cleveres machen kann. Das ist die grundsätzliche Entscheidung: Möch- te ich mein Bestandsgeschäft digital transformieren oder ein digital geprägtes Neugeschäft aufbauen? Letzteres wäre für viele Händler vermutlich die schlauere Lösung.
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