baua Aktuell: Nach 2012 gibt es nun den zweiten Stressreport 2019. Welche Veränderungen zeigen sich? Schütte: Der Stressreport 2019 macht deutlich, dass die 2012 als zentral für die Aufgabengestaltung identifizierten Arbeitsbedingungen weiterhin von hoher Bedeutung sind. So wird die Arbeitsintensität - vor allem Termin-und Leistungsdruck, aber auch die gleichzeitige Betreuung verschiedener Aufgaben - nach wie vor von der Mehrheit der Beschäftigten als häufig auftretend genannt. Allerdings fällt auf, dass der Anteil der Beschäftigten, der sich dadurch belastet fühlt, größer geworden ist. Aus den Daten ergibt sich weiter, dass die Anzahl der Beschäftigten, die von gestörten Erholungsprozessen wie nächtlichen Schlafstörungen, allgemeiner Müdigkeit, Mattigkeit oder Erschöpfung berichten, gewachsen ist. Damit sind wichtige Gestaltungsfelder skizziert. baua Aktuell: Wo sehen Sie Felder, die besonders beobachtet werden sollten? Schütte: Hier ist die Pflegebranche zu nennen, die sich durch hohe physische und psychische Belastung auszeichnet. An Bedeutung gewinnen dürfte in diesem Rahmen vor allem die ambulante Pflege, in der heute schon etwa 70 Prozent der gesamten Pflegeleistungen erbracht werden. Eine Übertragung von Gestaltungslösungen aus der stationären auf die ambulante Pflege lässt sich dabei aber nicht vornehmen: So finden die Tätigkeiten etwa in häuslicher Umgebung ohne die Möglichkeit eines Austauschs mit Kolleginnen und Kollegen statt. Weitere Kennzeichen sind unter anderem die bestehenden mobilitätsbedingten Anforderungen sowie der intensive Kontakt mit An- gehörigen. All dies macht den vorhandenen Forschungsbedarf deutlich, um die Arbeitsbedingungen in diesem Bereich verbessern zu können. Da Unternehmen immer häufiger auch mit psychisch Erkrankten umgehen müssen, werden Maßnahmen, die auf die Früherkennung solcher Störungen sowie auf die Rückkehr in den Betrieb zielen, an Relevanz zunehmen.
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