Das Historikerteam Thomas Flemming und Bernd Ulrich vermittelt hier einen vielschichtigen, eindringlichen und fundierten Einblick in die »Heimatfront« im Ersten Weltkrieg, eine erst relativ spät ab Mitte 1917 analog zur britischen »home front« propagierte »Sammelbezeichnung für die sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen in der Heimat« (S. 16). Auf der Grundlage des neuesten Forschungsstandes erzeugt das ausgewertete Quellenmaterial vor allem in der Präsentation des Kriegsalltages einen hohen Grad an Authentizität: u.a. Feldpostbriefe, Tagebücher, Memoiren, Zeitungsartikel, Extrablätter, amtliche Verlautbarungen, Polizeiberichte, Lokalstudien, zeitgenössische psychoanalytische und neurologische Fachperiodika. Die Autoren gehen der Frage nach, »welche Vorstellungen und Ziele sich im propagandistisch-politischen Kontext mit dem Begriff >Heimatfront< verbanden« (S. 18). Eine Leitperspektive des Buches wendet sich der Frage zu, wie »der Krieg binnen kurzem auch die Heimat zur >Front< gemacht und sämtliche Lebensbereiche der Menschen mittel- oder unmittelbar ins Kriegsgeschehen einbezogen« hat, wenngleich es in gewissen Gesellschaftskreisen der »Krieggewinnler« auch weiterhin »Enklaven der Normalität« gab, »in denen vom Krieg kaum etwas zu spüren war« (S. 184).
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